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Uni-Demokratie- und Herausforderungen

Wie sagen Sie zur niedrigen Wahlbeteiligung bei der Betriebsratswahl und was bedeutet das für Ihre Arbeit und Legitimation?

So niedrig war die nicht. Das ist wieder der Punkt: In Prozent klingt es wenig, aber es waren immerhin 500 Leute bei der Wahl. Wenn Sie sich vorstellen, was Kernbelegschaft ist, dann ist das nicht so wenig. Dann darf man nicht vergessen: Es war Lockdown. Nur den Prozentwert genommen, war es an der Uni Salzburg die höchste Wahlbeteiligung ever. Es könnte immer besser sein.

Wie steht es um die demokratischen Strukturen an der Uni derzeit insgesamt?

Ein weites Thema. Ich bin ja jetzt schon ein älterer Herr, ich habe noch das UG75 [Gesetz von 1975] miterlebt. Gruppenuniversität, wo alle Gruppen angemessen vertreten waren und wenn man das vergleicht mit der jetzigen Struktur, ist das jetzt ein Wahnsinn. Die Zusammensetzung des Senats mit dieser zementierten Mehrheit der Professor:innen. Das ist nicht demokratisch. Wenn Sie so wollen, muss man sagen: Der Betriebsrat ist das einzig demokratisch gewählte Gremium, wo jede Stimme gleich zählt und jede[:]r Arbeitnehmer[:in] kandidieren kann. Der Wahnsinn ist ja, dass man gesagt hat, dass man die Unis umstellt auf dieses rektorale System, mit monokratischen Strukturen, weil dann werden sie innovativer. Es ist in den letzten zwanzig Jahren jetzt nicht so viel passiert, dass man sagen kann: Die österreichischen Unis sind jetzt besser geworden. Man muss sich die Frage stellen: Was produzieren wir? Wenn man es schon so strukturiert wie eine Firma. Wie willst du den Erfolg messen? Der Erfolg wird zum Teil in Publikationen gemessen, da zählt auch nur ein bestimmter Teil davon. In Drittmitteln. Das ist auch die große Lebenslüge der Universitäten ist, weil die kommen auch meistens von den Steuerzahler[:inne]n. 

Haben Sie konkrete Wünsche für Veränderungen?

Ich würde mir eine demokratische Verfasstheit der Universitäten wünschen, in der jede Personengruppe angemessen repräsentiert ist. Das würde vermutlich auch wieder mehr motivieren, sich zu engagieren. Dann: Eine bessere finanzielle Basisausstattung, vor allem für die Grundlagenforschung, eine Vielfalt an Evaluationsmethoden – wie man wissenschaftliche Leistung bewertet. Dass die Lehre nicht immer nur als Lippenbekenntnis hergenommen wird, sondern dass sie auch mehr bei der Bewertung von Leistung berücksichtigt wird. Das wären schon sehr viele Dinge, von denen ich aber nicht sehe, dass sie in den nächsten Jahren irgendwie verwirklicht werden.

Vor welchen Problemen steht die Uni jetzt wegen der Inflation?

Die Uni steht überhaupt vor einem finanziellen Problem und die Inflation macht es natürlich nicht einfacher. Vor allem, weil sie nicht immer abgegolten wird. Wir wissen zum Beispiel jetzt, wenn ich das richtig nachvollzogen habe, nicht, wie die Finanzierung im Jahr 2024 aussehen wird. Da sind wir wieder vor diesem Solidaritäts-Problem. Jede Uni hat wieder anders darauf reagiert. Manche haben tatsächlich einen Aufnahmestopp gemacht, was vollkommen willkürlich ist, weil dann werden genau die Stellen, die gerade frei werden, nicht neu besetzt. Das ist reine Zufälligkeit. Das schafft wieder Ungleichheit zwischen den einzelnen Organisationseinheiten. Andere haben was versucht mit Energie sparen, was grundsätzlich kein Fehler wäre, weil ich schon glaube, dass da bisschen ein Potenzial drinnen ist.

Wollen Sie die Amtszeit von Rektor Lehnert kommentieren?

Als Betriebsrat bin ich ein opportunistischer Pragmatiker. Wer da sitzt, sitzt da und mit dem muss ich verhandeln. Ich muss Forderungen stellen als Repräsentant der Arbeitnehmer:innenschaft und ich kann mir nicht aussuchen, wer da sitzt. Mir wird wer vor die Nase gesetzt, aber grundsätzlich kann man so viel sagen, so fair muss man auch sein: Sie hatten auch Pech, weil bei Corona hätte vermutlich keine[:]r gut ausgesehen. Da hast du am Anfang nur Fehler machen können. Die finanziellen Geschichten hätten auch jedes Rektorat getroffen. Und andere Dinge, die kritisiert werden, wie Führungsstil – da ist auch die Frage, ob das nicht eher ein strukturelles Problem ist. Ob man eine Uni wirklich so führen muss wie: Oben sitzt ein großartiger Chef und dann geht es top-down. Ich weiß nicht, ob man eine Uni so führen kann. Am Freitag war ich in Wien, bei einer Sitzung mit allen Betriebsrät[:inn]en in Österreich. Es ist keine[:]r zufrieden.

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