Für einen Studienabschluss in Bewegung und Sport am Fachbereich in Rif ist ein Skikurs notwendig, jedoch gibt es darüber und über die Haltung der PLUS zum Thema einigen Gesprächsbedarf. Sicher haben sich schon viele Menschen Gedanken zum hiesigen Skitourismus gemacht und diverse Punkte aufgezeigt, doch kann die Uni dazu einfach schweigen?
Ein Sportstudent der PLUS
Mit der Wahl in Tirol ist wieder einmal manifestiert, dass kommen kann, was wolle – die ÖVP ist nicht totzukriegen. Gerne wird dann mantraartig konstatiert „die Volkspartei unter dem Mattle Toni habe die Wahl doch gewonnen“, wobei das satte Minus von 10 % meistens ausgespart wird. Im Folgenden jedoch soll es weniger um die Tiroler Volkspartei und den dortigen Wahlausgang gehen, sondern um etwas, das ähnlich DNA spendend ist für das bergige Bundesland, den Skitourismus und was dieser mit der Uni Salzburg zu tun hat.
Der Beweggrund, diesen Text zu schreiben beruht darauf, dass es sowohl für das Lehramtsstudium Bewegung und Sport als auch für den Bachelor in den Sportwissenschaften von Nöten zu sein scheint, einen beziehungsweise mehrere Skikurse zu absolvieren. Nun soll es im Folgenden niemandem abgesprochen werden, gerne auf Ski/Snowboard und in den Bergen unterwegs zu sein und schon gar nicht, die persönliche Verzichtskeule zu schwingen und dazu aufzurufen, eben dies nicht mehr zu tun. Dennoch sollen einige Faktoren zunächst kritisch betrachtet werden. Die Situation bezüglich Kosten und Klima spitzt sich merklich immer weiter zu, wobei es kaum verständlich ist, warum nach wie vor an den verpflichtenden Skikursen festgehalten wird.
Der Einsatz von Schneekanonen sichert den meisten österreichischen Skigebieten das Überleben. Die Crux dabei ist, dass damit die Umwelt sehr belastet wird, warnen Klimaforscher, die zu einem Umdenken auffordern. Ohne Schneekanonen würde es auf dem Großteil der Pisten nur wenig winterlich aussehen, da 70 % des Schnees künstlich erzeugt wird. In weiterer Folge würden die Skifahrer ausbleiben, was wiederum den heimischen Tourismus schmerzen würde. Wenn man bedenkt, dass eine einzelne Schneekanone in etwa 35.000 € kostet, werden im Schnitt 100 Tage benötigt, an denen Ski gefahren wird, damit sich eine Anlage überhaupt ökonomisch rentiert. Die Energiekosten sind enorm hoch in den Skigebieten und öffentliche Gelder sind notwendig, um das Beschneien zu finanzieren. Als Folge steigen die Preise für Skipässe und das Skifahren wird teurer.
Die jüngsten online zu findenden Zahlen sprechen von 19.000 (Zahl von 2014!) übers Land verstreute Schneekanonen. Für die Beschneiung einer Fläche von einem Hektar werden etwa 20 000 Kilowattstunden Energie benötigt, auf ein Jahr gerechnet entspricht das dem Energieverbrauch von 130.000 4-Personen-Haushalten. Eine Veranschaulichung für diese Zahlen wurde in der wohl wichtigsten Nachrichtensendung des Landes erwähnt, es verbrauchen alle Schneekanonen im Land gleich viel Energie wie die Stadt Innsbruck im selben Zeitraum.
Selbst wenn ein Teil der Energie aus erneuerbaren Quellen kommt, bedeutet der notwendige Umbau gravierende Eingriffe in die Natur, die negativen Folgen für die Natur sind besonders erschreckend. Der enorme Ressourcenverbrauch und die Eingriffe in die Natur hinterlassen gravierende ökologische Schäden auf vielen Ebenen. Der Bau der Speicherbecken verändert die Landschaften nachhaltig. Alleine in der Alpenrepublik Österreich gibt es über 400 Beschneiungsbecken. Die meist auf Hochplateaus oder an Berghänge gebauten Becken greifen in die Hangstruktur ein und können durch ihr schweres Gewicht sogar negativen Einfluss auf die benachbarten Hänge haben. Durch Geländeveränderung wie zum Beispiel Planierung wird der Boden und die Vegetation ebenfalls unglaublich belastet. Das Erosionsrisiko steigt und Tiere werden in ihrem natürlichen Lebensraum durch den Lärm und die Beleuchtung gestört. Auch der viel kompaktere, fest gepresste Kunstschnee stört die Bodenfauna. Durch die langsame Schneeschmelze wird das Pflanzenwachstum verzögert und das komplette Ökosystem am Berg beeinträchtigt.
Daraus ergibt sich die Frage, ob es insbesondere aus ökologischer Betrachtung tragbar ist, ein System weiterhin zu unterstützen, welches Menschen unter enorm hohen Energieaufwand auf einen Berg transportiert? Wie in der Wissenschaft schon seit langem prognostiziert, ist es mittlerweile auch in den Medienhäusern angekommen und darüber hinaus können wir die Auswirkungen des sich verändernden Klimas bereits selbst wahrnehmen. Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen diesem und liftunterstütztem Skifahren, von Waldrodungen über Flächenversiegelungen bis hin zu komplett dekadenten und überzogenen Hütten- sowie Liftanlagen. Trotz alledem sollten wir nicht die autoritäre Sprache der grünen Verzichts-Propagandamaschine übernehmen, es geht um einen flächendeckenden verpflichtenden Skikurs in der Schule und in der Lehrer:innenausbildung, akkurat in Zeiten der multiplen Krise. Befeuert wird die Situation durch die Not der Tourismusbranche und des Skiverbands. Die Zahl der „Nichtskifahrer:innen“ ist in den letzten 20 Jahren von 40 auf über 60 Prozent gestiegen.
Jetzt sind die Kosten für die Lifttickets und Übernachtungen ohnehin nicht gerade die günstigsten, doch begnügt sich die PLUS natürlich nicht mit einem der nahegelegenen Skigebiete. Wenn schon, denn schon lautet die Devise und die Studierenden werden zum einwöchigen Aufenthalt am Arlberg geladen. Der Weg zum größten Skigebiet Österreichs wird natürlich mit dem PKW bestritten, denn das Organisieren eines sogenannten 50er Buses scheint für die PLUS bereits zu viel Aufwand zu sein. Die Kosten für Anreise, und Hotel erweitert sich noch um jene von Verpflegung, Ausrüstung und Liftkarten, wobei letztere nicht nur aufgrund der heuer besonders hohen Preise bedenklich sind. Die Liftunternehmen haben Preiskorrekturen (von einer Erhöhung würden nur ähnlich gesinnte Grantler wie Thomas Bernhard sprechen) von 10 % alleine für diese Saison vorgenommen, wobei man für eine Tageskarte mittlerweile bis zu 70 € blechen kann. Aber natürlich müssen wir die Wirtschaft etwas ankurbeln und überweisen unseren Klimabonus gerne an die krisengebeutelten Bergbahnen weiter – wer wird denn da so egoistisch sein und lieber die Wohnung auf 19 Grad heizen.
Es scheint prinzipiell logisch, in der Skisport-Nation Nummer 1 (!), wie alle vom Sportmoderatoren-Halbgott Rainer Pariasek abwärts nicht müde werden zu wiederholen, eben diesen zu fördern. Ob es in Anbetracht der angeführten Punkte jedoch sinnvoll ist, an einem System festzuhalten, bei dem ein flächendeckender Schulskikurs bis ins Curriculum der Lehramtsstudierenden verankert ist, bleibt fraglich. Dies fördert nämlich kaum den Bewegungsdrang der Kinder und Jugendlichen, sondern vielmehr wird die gefräßige Skitourismus-Maschinerie damit gefüttert. Es ist wenig überraschend zu beobachten, dass die PLUS und deren Fachbereichsakteur:innen ein solches System unterstützen und ihnen diverse wissenschaftliche Erkenntnisse dabei als nicht sonderlich beachtenswert erscheinen. Anstatt smarte zukunftsfitte (um das Wording des PLUS On Track-Projekts zu verwenden) Konzepte für Bewegung und Sport zu entwickeln, arbeitet man lieber nach den Interessen der hiesigen Tourismusbranche.
Zwar soll es die Möglichkeit einer Substitution geben, wie genau diese jedoch aussehen soll, ist nirgends zu erfahren. Deshalb hat ein Zusammenschluss an Studierenden die genannten Punkte herausgearbeitet, mit der Hoffnung auf eine für beide Seiten tragbare Lösung. Da es, wie bereits erwähnt, notwendig ist, an diesen Lehrveranstaltungen teilzunehmen, um das Bachelorstudium erfolgreich zu beenden, haben diese die Fachbereichsleitung bereits mit einer Mail konfrontiert – jedoch ohne jemals ein Antwortschreiben zu erhalten.