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Von Georg Pidner.

Vergangenen Herbst war ich live dabei und mittendrin, als sich Studierende selbst organisiert haben, um einen Gemeinschaftsgarten zu initiieren. Es fand sich schnell eine Gruppe und wie es öfters vorkommt, füllte sie sich in kürzester Zeit mit vielen Interessierten. Ich wusste, dass ich nicht allzu viel Zeit dafür aufbringen konnte und war, bis auf wenige Vor-Ort-Begehungen und Gruppentreffen, kaum involviert. Daher verlor ich logischerweise irgendwann den Anschluss – das kennen wohl auch viele andere Aktivist:innen aus sozialen Bewegungen. Aus die- sem Grund habe ich mich für diesen Beitrag nochmal konkret mit meiner Soziologie-Studienkollegin Rebecca, einer der Hauptverantwortlichen des dafür neu gegründeten ÖH-Clubs, in Verbindung gesetzt, um hier eine möglichst umfangreiche Sammlung an interessanten Infos zu sammeln. Lion (Materialien und Nachhaltigkeit) und Hanna (Psychologie) sind auch noch enger eingebunden.

Scheinbar gab es schon mehrmals Versuche, einen Gemeinschaftsgarten anzulegen, der aufgrund verschiedenster Probleme scheiterte. Während der Vorbereitung der bürokratischen Anläufe stoßen wir immer wieder auf die vorherigen Bemühungen in Form von Erzählungen.

Wie kam die Idee auf, einen Unigarten zu gründen?
Die Idee für das Unigarten-Projekt ist in der Herbstschule der Robert-Jungk-Bibliothek aufgekommen, bei einem Seminar rund um den Themenkomplex Energiewende. Deshalb ist ein Kernanliegen unserer Studierendeninitiative nachhaltiges Landwirtschaften. Damals sind wir beide, du und ich, von Lion gefragt worden, ob wir daran Interesse hätten, dieses Projekt mit ihm zu starten.

Das Projekt soll auch dazu anregen, die Entfremdung von der Natur ein Stück weit zu überwinden und somit (hoffentlich) auch Themen wie Ressourcenverschwendung, Umweltzerstörung, und das übergeordnete Thema Klimawandel besser erfassen zu können.

Wie würdet ihr den bisherigen Prozess beschreiben?
Manchmal war es ein fließender, aber oft sind Dinge auch etwas eingeschlafen. Da der Garten bis zur Umsetzung eher eine Fiktion ist, hatte man ab und zu das Gefühl, nichts in der Hand zu haben, und ich denke, es war auch völlig normal, dass bei dem*der einen oder anderen mal die Motivation bisschen weggebrochen ist.

Um es noch bisschen genauer zu beschreiben: Wir haben beispielsweise ein Logbuch erstellt, das immer wieder aktualisiert wird und auch für alle Mitglieder zugänglich ist. Wir haben vor allem Verträge bearbeitet. Ganz am Anfang mussten wir herausfinden, welche Stellen als nächstes zu kontaktieren sind und was wir von wem brauchen. Das hat die ersten Monate auch schon gut ausgefüllt. Ansonsten war die Vernetzung mit anderen Gärtner*innen und Garteninitiativen im Gange. Parallel haben wir auch Wissen übers Gärtnern gesammelt und im Logbuch zusammengetragen.

Was hat die ÖH bisher geleistet?

Wir wurden über finanzielle Fördermittel und deren Höhe in Kenntnis gesetzt. Auch wurden wir beraten, was im Falle von Konfliktsituationen mit der Uni etc. zu tun wäre.

Wie habt ihr euch intern
strukturiert und organisiert?
Bis jetzt haben wir drei Sachbearbeiter*innen, Hanna, Lion und ich, die Vorarbeit für den Garten gemacht, was wir auch mit viel Freude gemacht haben. Du hast uns auch gut unterstützt, gerade in der Phase, in der es darum ging, welche Genehmigungen notwendig sind, welche Adresse die nächste ist. Formal mussten wir eine*n Hauptverantwortliche*n für den ÖH-Club „Strebergarten“ ausmachen, aber de facto sind wir drei alle gleich verantwortlich und keine*r steht über dem oder der anderen. Wenn die Gartenarbeit richtig losgeht, werden wir auch nach und nach Verantwortung an die Mitglieder abgeben, aber nach dem Prinzip „jede*r nach seinen*ihren Möglichkeiten“. Hanna, Lion und ich werden weiterhin als Sachbearbeiter*innen als Ansprechpersonen nach außen, für Formalitäten, Finanzielles, Rechtliches und Koordination tätig sein. Aber wir geben nicht den Ton vor, außer keine*r meldet sich zu Wort.

Was sind eure Pläne für dieses Jahr? Was wäre das Idealziel bis Ende des Sommers?
Wenn der Vertrag bald unterzeichnet ist, gibt es erstmal was zu feiern. Dann müssen wir die Wiese umgraben und danach gehts schon los mit dem Gärtnern. Ansonsten sind regelmäßige Treffen, Besprechungen und gegenseitiges Kennen- lernen erstmal sehr wichtig und dass wir eine Art Routine reinkriegen. Das ist für diesen Sommer auf jeden Fall schon ausreichend. Alles, was darüber hinaus geschieht, sehen wir dann. Angedacht wäre, eine einladende Aufmachung und eine Begegnungszone mit Bänken und Tischen etc. Es gab auch die ambitionierte Idee, Bänke selbst zu bauen.

Ab wann wird umgepflügt?

Wir haben noch kein festes Datum, aber wie es aussieht: Möglicherweise noch in diesem Monat [Mai].

Wie kann mensch sich in
diesem Projekt einbringen?
Man kann einfach eine Pflanzenpatenschaft übernehmen. Das bedeutet, dass man die Verantwortung für die Pflanze/n ihrer*seiner Wahl trägt. Es soll aber auf gar keinen Fall Druck entstehen. Es ist keine Schande, wenn man seine Pflanze/n möglicherweise umbringt – wir lernen aus Fehlern. Und ich denke, dass sehr viele, das schließt uns mit ein, Anfänger*innen sind. Über das Gärtnern hinaus sollen Workshops, Themenabende und Vorträge stattfinden. Hier ist es im- mer toll, wenn sich jemand einbringt. Auch Ideen, die generell unsere Organisation und Planung, sowie alle Angelegenheiten rund ums Gärtnern betreffen, sind immer sehr willkommen. Zudem ist die Vernetzung mit anderen Garteninitiativen, oder erfahrenen Gärtner*innen, sowie anderweitigen Sachkundigen, sehr erwünscht.

Seht ihr darin auch eine gesellschafts- politische Dimension?
Zum einen lernen die Studierenden am Beispiel des Gärtnerns die Auswirkungen des Klimawandels auf einer greifbaren und weniger abstrakten Ebene kennen. So können auch gemeinsam Anbaumethoden erprobt werden, angepasst an neue Klima- sowie Wetterlagen. Das mindert zum einen Ohnmachtsgefühle, zum anderen gibt es einem das Gefühl, aktiv an den gesellschaftlichen Naturverhältnissen gestalterisch teilzuhaben.

Abgesehen von der ökologischen Dimension, ist der Strebergarten ein konsumfreier Raum, wovon es in Salzburg zu wenige gibt. Da wir es sehr wahrscheinlich mit einer dauerhaften Teuerung von Obst und Gemüse zu tun haben, kann so auch Geld gespart werden. Generell soll sich der Garten auch an Werten und Grundsätzen orientieren, die durchaus an Vorstellungen und Ideen einer “besseren Gesellschaft” angelehnt sind. Hierzu gehört, dass es keine Hierarchien geben soll, alle Mitglieder sich gleichberechtigt einbringen können. Natürlich hat auch die Bereitschaft, gemeinsam nachhaltig und nicht profitorientiert zu landwirtschaften, eine gesellschaftspolitische Dimension – auch ethische Grundeinstellungen spielen hier mit rein.

KONTAKT

rebecca.gottschling@stud.plus.ac.at

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