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Seit Jahren werden Geflüchtete beim Versuch, die Grenze zwischen Bosnien-Herzegowina (BiH) und Kroatien zu übertreten, gewaltsam vom Grenzübertritt abgehalten und zurückgedrängt. Viele dieser Menschen sitzen deshalb jahrelang im Grenzgebiet vom Kanton Una-Sana fest. Sie müssen in menschenunwürdigen und elenden Verhältnissen um ihr Überleben kämpfen.

Hasan Mahir Ulukısa

2021 befanden sich laut Sicherheitsministerium durchschnittlich geschätzt 8.000 bis 10.000 Geflüchtete in BiH. Im Nordwesten leben tausende Menschen in Lagern, Wäldern, alten Fabriken und auf der Straße. Die COVID-19-Pandemie verschärft die Situation für Schutzsuchende zusätzlich. Beispielsweise gab es Bewegungsverbote und Cluster in offiziellen Camps. Geflüchtete sind mannigfaltiger Gewalt ausgesetzt: von kroatischen Grenzbeamt:innen, rechten Bürgerwehren und bosnischen Polizist:innen. Die kroatischen Behörden weisen die Vorwürfe zurück, doch es gibt zahlreiche gut dokumentierte Berichte über gewalttätige Pushbacks und sogar einige Klagen gegen die kroatische Exekutive. Mehrere internationale Medien, wie The Guardian oder ARD, berichten von Übergriffen in Form von sexualisierter Gewalt und Erniedrigungen. Dokumentierte Aussagen zu diesen Vorfällen lassen erahnen, dass diese Methoden System haben und die Behörden ein Abschreckungsbild skizzieren wollen. Trotz der damit verbundenen Gefahren versuchen die Menschen immer wieder, über die EU-Außengrenzen zu kommen, denn die menschenunwürdigen Zustände in den Lagern und Abbruchhäusern in Bosnien stagnieren seit Jahren. Die EU schickt regelmäßig finanzielle Mittel und setzt auf das sogenannte Konzept der „Hilfe vor Ort“, doch laut         einigen Hilfsorganisationen kommen die Hilfszahlungen meist nicht bei den Geflüchteten an. Initiativen wie SOS Balkanroute arbeiten mit Hochdruck daran, zumindest die Grundbedürfnisse wie Essen, Kleidung und Feuerholz abzudecken, doch es mangelt an allen Ecken und Enden.

Seitdem ich im November 2019 gemeinsam mit der Initiative SOS Balkanroute erstmals im damaligen bosnischen „Horror-Camp“ Vučjak war, lässt mich das Leid der Menschen auf der Balkanroute nicht mehr los. Der Kampf gegen die Normalität der hässlichen Bilder, sowie die Empathie und Hilfsbereitschaft vieler Mitmenschen in Österreich und am Balkan bildeten von Beginn an das Fundament meiner Arbeit. Erst vor Ort wurde mir und weiteren Helfer:innen das Ausmaß an Leid und Elend klar, welches seit der Schließung der Balkanroute an der bosnisch-kroatischen Grenze herrscht. Wir standen nach dem ersten Besuch unter Schock – ein Lager auf einer Müllhalde, neben einem Minenfeld gelegen, ohne jegliche Versorgung. Seitdem wurde mithilfe vieler Freund:innen und engagierter Menschen, NGOs und Vereine immer wieder gesammelt, mit dem Ziel, zumindest den „Tropfen auf den heißen Stein“ immer größer werden zu lassen.

Die Lage an den Hotspots der Balkanroute hat sich in den vergangenen Jahren verschärft. Es ist meines Erachtens eine Illusion, dass die „Schließung der Balkanroute“ die Lösung des Problems sein kann. Nicht nur sind in den regulären Lagern die Zustände alarmierend: Für tausende Menschen, darunter auch einige Familien und Kinder, gehören rohe Grenzgewalt und menschenunwürdige Lebensbedingungen zum Alltag. Solange Menschen an den EU-Außengrenzen im Namen Europas geschlagen werden und in wilden Camps ohne grundlegende Versorgung um das Überleben kämpfen müssen, wird sich die Lage immer weiter zuspitzen.

Alle Fotos sind vom Autor zur Verfügung gestellt worden.

SOS Balkanroute ist eine humanitäre Initiative für ein menschenwürdiges Leben von geflüchteten Menschen in Südosteuropa.

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