Und nun ein kleiner Perspektivenwechsel
Hallo, ich bin Valerie! Ich bin nun schon zweieinhalb Jahre Teil der BLuE-Familie und bin mit großer Freude Teil dieses Programms. Ich bin eine von aktuell vier Tutorinnen (Kernteam), die Anna im Rahmen des BLuE-Programms unterstützen dürfen. Als Tutorin kommt mir die Aufgabe zu, Anna in Hinblick auf eine konkrete Lehrveranstaltung zu begleiten. Hier geht es zum einen darum, dass ich mit Anna die in dieser Lehrveranstaltung anfallenden Arbeitsaufträge konzeptionell bespreche und umsetze – das können beispielsweise schriftliche Ausarbeitungen, Referate, Videos oder Audiodateien sein. Zum anderen reflektieren wir in regelmäßigen Abständen, wie sich Anna bislang entwickelt hat, welche Ziele sie hat und was sie für deren Erreichung tun muss. Auch treffen wir uns als Kernteam gelegentlich in der Freizeit, um einen Kaffee zu trinken oder Abendessen zu gehen.
Anna kann sich jederzeit an mich wenden, falls Fragen jedweder Art auftauchen. Wir kommunizieren ganz unkompliziert via WhatsApp miteinander. Falls erforderlich, schieben wir ein Zoom-Meeting ein. Ansonsten sehen wir uns einmal wöchentlich, um gemeinsam zu arbeiten und zu plaudern. Zudem sehen wir uns im allgemeinen Tutorium, in dem alle BLuE-Studierenden und ihre Kernteams zusammenkommen.
Im Anschluss findest du ein kurzes Interview, das Anna mit mir geführt hat und das dir genauere Einblicke in die Tätigkeit als Tutor*in gewährt.
Anna: Liebe Valerie! Wie bist du auf das BLuE-Programm gestoßen?
Valerie: Eine Freundin – ebenfalls eine Studierende an der PH – hat mich auf dieses Programm aufmerksam gemacht. Da sie selbst schon einige Zeit Teil des Programms war und mir sehr begeistert davon berichtet hat, hat sie mein Interesse dafür geweckt.
Anna: Wie ist es für dich, mit BLuE-Studierenden zusammenzuarbeiten?
Valerie: Die Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da es nicht den*die „eine*n“ BLuE-Studierende*n gibt. So gilt es immer, sich auf den*die jeweilige*n BLuE-Studierenden und dessen*deren jeweilige Bedürfnisse einzustellen. Bislang habe ich aber ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. So hat insbesondere die Zusammenarbeit mit jenen zwei BLuE-Studierenden, die ich bislang als Tutorin begleiten durfte – Christina und Anna – bestens funktioniert.
Anna: Worauf musst du in der Zusammenarbeit mit BLuE-Studierenden achten?
Valerie: Ich denke, dass es am wichtigsten ist, sich auf den*die BLuE-Studierende*n einzustellen, mit dem*der man zusammenarbeitet. Das bedeutet beispielsweise, dass ein entsprechend langsameres Tempo bei der Bearbeitung von Arbeitsaufträgen, die der*die BLuE-Studierende im Rahmen einer Lehrveranstaltung zu erledigen hat, an den Tag zu legen ist. Es geht nicht darum, einen Arbeitsauftrag schnellstmöglich abzuarbeiten. Vielmehr soll der*die BLuE-Studierende Gelegenheit bekommen, die Aufgabenstellung möglichst selbständig zu bearbeiten und im Anschluss umfassend zu reflektieren. Außerdem braucht es in der Zusammenarbeit mit BLuE-Studierenden Empathie und Einfühlungsvermögen.
Anna: Was fällt dir leicht in der Zusammenarbeit mit BLuE-Studierenden?
Valerie: Ich glaube, es gelingt mir ganz gut, in der Zusammenarbeit mit BLuE-Studierenden eine freundschaftlich-lockere Atmosphäre herzustellen, in deren Rahmen sowohl gewissenhaft gearbeitet als auch ungezwungen geplaudert werden kann.
Anna: Gibt es etwas, das dir in der Zusammenarbeit mit BLuE-Studierenden schwerfällt?
Valerie: Manchmal fällt es mir vielleicht ein bisschen schwer, den*die BLuE-Studierende*n einfach „machen zu lassen“. So kann es vorkommen, dass ich in Bezug auf einen bestimmten Arbeitsauftrag möglicherweise schon viele Ideen für die Umsetzung habe. Da muss ich mich aber zurückhalten und dem*der BLuE-Studierenden die Chance geben, zunächst selbst zu überlegen, wie er oder sie die Umsetzung gestalten möchte. Meine Rolle ist die der Begleiterin und Unterstützerin und darauf habe ich mich auch unbedingt zu beschränken.
Anna: Gibt es Personen, die besonders geeignet sind, Tutor*in zu sein?
Valerie: Ich denke, dass grundsätzlich jede Person als Tutor*in eines*r BLuE-Studierenden in Betracht kommt. Unerlässlich ist es aber jedenfalls, bereit zu sein, sich auf den*die BLuE-Studierende*n und dessen*deren konkrete Situation einzustellen. Auch Empathie, Engagement und Verlässlichkeit gelten als wichtige Voraussetzungen, um dem*der BLuE-Studierenden eine gute Unterstützung sein zu können. Letztlich ist es einfach wichtig, mit großer Freude und Engagement Teil der BLuE-Familie zu sein und die Aufgabe als Tutor*in ernst zu nehmen.
Anna: Merkst du eine Veränderung der BLuE-Studierenden im Laufe des Programms? Wenn ja, welche?
Valerie: Es ist gut zu beobachten, dass die meisten BLuE-Studierenden im Laufe der Zeit offener werden und sich mehr zutrauen. Sie können beispielsweise Referate verstärkt freier und gelassener präsentieren, Arbeitsaufträge gehen immer leichter von der Hand. Ihr Auftreten wird zunehmend selbstbewusster.
Anna: Welche Chancen bietet das BluE-Programm?
Valerie: In meinen Augen bietet das BLuE-Programm sowohl den BLuE-Studierenden als auch den Tutor*innen viele Chancen. BLuE-Studierende können viel inhaltliches Wissen erwerben und machen vielfach bemerkenswerte persönliche Entwicklungen durch. Tutor*innen wird auf der anderen Seite die Möglichkeit geboten, Studierende mit einer sogenannten psychischen oder kognitiven Beeinträchtigung zu begleiten und sich auf deren Bedürfnisse einzustellen. Das ist sehr gewinnbringend.
Anna: Was würdest du dir als neue Tutorin für Tipps geben mit dem jetzigen Wissen?
Valerie: „Lass sie einfach einmal machen!“ – Ich würde mich darauf hinweisen, dass ich nicht dieselben Ansprüche an den Tag legen darf, die ich an mich selbst stelle. Die Arbeitsaufträge, die die BLuE-Studierenden erledigen, müssen nicht „perfekt“ sein, sondern sollen einfach ein ernsthaftes Bemühen widerspiegeln.
Anna: Was wünscht du dem BluE-Programm für die Zukunft?
Valerie: Zum einen hoffe ich, dass es gelingt, ausreichend Studierende für dieses Programm zu gewinnen, die den BLuE-Studierenden auch künftig als Tutor*innen unterstützend zur Seite stehen. Dafür muss Werbung gemacht werden, viele Studierende an der PH wissen gar nicht, dass es dieses Programm gibt. Außerdem wäre es toll, wenn das BLuE-Programm österreichweit implementiert werden würde, damit noch deutlich mehr Personen davon profitieren können.
______________________________________________________
Infobox
- BLuE ist ein vierjähriges inklusives Hochschulprogramm der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig.
- Als Bewerber*innen kommen volljährige Personen mit kognitiver und/oder psychischer Beeinträchtigung in Betracht.
- Die Ausbildung zum Lehramt ist kein Ziel des Programms. Vielmehr geht es um die berufliche Vorbereitung für drei verschiedene Assistenzberufe (Assistenz in Tourismusberufen, Assistenz für Bürotätigkeiten, Assistenz im Dienstleistungsbereich).
- Grundlegende Fähigkeiten im Lesen und Schreiben sowie der sichere Umgang mit Computer und Handy werden vorausgesetzt.
- Die Aufnahme zum Studium erfolgt nach schriftlicher Bewerbung und mündlichem Gespräch. Jedes Jahr werden zwei BLuE-Studienplätze angeboten.
- BLuE-Studierende nehmen an regulären Lehrveranstaltungen teil, die sie nach Eigeninteresse auswählen. Auch beteiligen sie sich an Aktivitäten der Hochschule und des gesellschaftlichen Lebens. Das ganze Studium hindurch werden sie von ihrem eigenen Team, bestehend aus mehreren Tutor*innen, unterstützt.
Bei Fragen zum BLuE-Hochschulprogramm besteht die Möglichkeit, sich per E-Mail an blue.programm@phsalzburg.at zu wenden.