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Mit Wörtern Kreativität auszudrücken, sich zu entdecken, die Welt zu beschreiben, ist wieder „In“. Spätestens seitdem Poetry Slams den Sprung auch in die deutschsprachige Welt geschafft haben und in fast jeder größeren Stadt und besonders bei Studierenden wieder die Wortkunst als coole Abendgestaltung Fuß gefasst hat, steht wieder fest: „Die Feder ist mächtiger als das Schwert“. Doch nirgends ist dies noch wörtlicher zu nehmen als beim Gstanzl Battle.

Von Maximilian Wagner & Jakob Knoll

El Fetzn and Renate perform at the Red Bull Gstanzl Battle at the Republic Cafe in Salzburg, Austria on November 16th, 2016.

Keine Zeit für political correctness – egal ob in Dialekt oder Hochsprache. Während es bei den Poetry Slams meist um Skurriles, Alltägliches oder Poetisches geht, so geht es beim Gstanzl Battle um die Vermischung von alpenländischer Tradition und HipHop. So tritt die Mundart-Fraktion der Sänger gegen die eher moderneren HipHop-ArtistInnen an. Beleidigungen müssen nicht, können aber unter die Gürtellinie gehen – doch der Grat zwischen kreativer Stichelei und zu tiefem Schlag ist schmal.

Eines haben Poetry Slam und Gstanzl Battle jedoch gemein. Es geht um das Publikum. Das Publikum entscheidet, wer in die nächste Runde kommt, wer mit seinen/ihren Wörtern, seinen/ihren Bildern und seinen/ihren Reimen die Gunst der versammelten Menschen erfreut hat. Entweder durch reine Ästhetik oder durch Witz und Humor.

Gerade in Zeiten, in denen der heutigen Jugend mangelnde Schreibkunst und mangelndes Interesse an Büchern, alter Kunst und Kultur nachgesagt wird, tritt die moderne Wortkunst den Gegenbeweis an. Frech, modern, spritzig – doch deshalb noch lange nicht zu unterschätzen. Viral verbreiten sich inzwischen Poetry Slam Videos von rührenden Gedichten, längst hat die Jugend etwas Neues für sich entdeckt. Abseits von Lesungen etablierter Poetinnen und Poeten, abseits etablierter Schriftstellerinnen und Schriftsteller.

Und letztlich zählt noch eines dazu: Mitmachen kann jede/r, denn was zählt, ist lediglich der Mut, auf die Bühne zu gehen und dass man dort etwas zu sagen hat. Noch kein/e PoetIn ist vom Himmel gefallen, doch die junge Generation hat sich neue Bühnen geschafft – die nur noch erklommen werden wollen!


Beim heurigen Gstanzl Battle konnte sich der Student Wolfgang Posch (studiert Geographie & Germanistik an der PLUS) den Sieg sichern. Wir haben Wolfgang alias „El Fetzn“ zum Interview beim Gstanzl Battle 2016 getroffen:

Hallo Wolfgang, danke dass du dir Zeit genommen hast! Wie bist du zum Red Bull Gstanzl Battle gekommen?

Angefangen hat das letztes Jahr, als ich auf Facebook der Veranstaltung zugesagt hab, haben ein paar Freunde gesagt, warum machst nicht gleich als Gstanzler mit? Nachdem ich öfter beim Fortgehen mit der Gitarre gstanzlt hab und dann hat auch noch der Veranstalter, den ich noch aus meiner Schulzeit kenne, gesagt „Geh Woifi dua doch mid“ und so isses dazu gekommen, dass ich mich einen Tag vorher noch angemeldet habe.

Inwiefern kann man sich vorbereiten und wie hast DU dich vorbereitet?

Es ist so, dass man drei Themen bekommt, jede Runde ein anderes Thema. Die Themen haben wir circa eine Woche vorm Battle bekommen und mit denen hab ich mich dann dementsprechend vorbereiten können.

Welche Verbindung siehst du zwischen Gstanzl und HipHop?

Auf jeden Fall besteht eine starke Verbindung. Es ist eigentlich so, dass der Battle Charakter komplett nebensächlich ist, das merkt man auch besonders vor und nach den Battles. Es ist pure Freundschaft und es treffen Leute aufeinander, die sonst nie in ihrem Leben aufeinander treffen würden, also es ist ein freundschaftlicher Aspekt, der dahintersteht und wenn man dann Backstage sieht, wie die Schuhplattler schnapsln und die HipHopper „Zigaretten“ weitergeben… dann weiß man, dass die Stimmung super ist, weil die Leute sonst nie zusammenkommen würden.

Beim Gstanzl Battle waren insgesamt 16 TeilnehmerInnen dabei, acht Gstanzler und acht HipHopper davon NUR zwei Frauen auf der Seite der Gstanzler. Findest du, dass mehr Frauen zum Gstanzl Battle antreten sollten?

Also ich würd‘s mir auf jeden Fall wünschen, dass mehr Mädels mitmachen.

Siehst du da auch die Problematik, dass Frauen in allen Bereichen oft zu kurz kommen und damit in eine Opferrolle gedrängt werden?

Auf jeden Fall, also man braucht nur in technische und wirtschaftliche Berufe schauen, die Frauenquote ist erheblich niedriger. Ich selbst finde jede Initiative, die gegen dieses Problem ergriffen wird, wichtig. Es gehört auf jeden Fall noch mehr in der Richtung unternommen.

Was steht hinter deinem Künstlernamen „El Fetzn“?

Ja der Name stammt aus meiner Zeit in der Punkband Pinks und wir haben relativ viele doofe Covers gespielt, die wir aber nie unter dem Namen Pinks spielen wollten und dann haben wir nach einem coolen Namen gesucht, vielleicht in Mundart und natürlich irgendwas spanisches, weil spanisch immer cool ist. Das ist bis heute für mich noch so. Nachdem sich die Band aufgelöst hat, habe ich den Namen aufgegriffen. Fetzn ist ja eigentlich ein sehr vielfältiges Wort und es passt auch zu mir ganz gut (lacht).

Du bist aufgetreten als El Fetzn mit einem Dress von Atletico Bilbao und einer Baskenmütze, was hat es damit auf sich?

Ich war heuer im Sommer auf Urlaub im Baskenland und bin sehr sehr fasziniert von einer uralten Kultur, und hab dort Freunde gefunden. Ich fühle mich irgendwie zu der autonomen Region Baskenland hingezogen und auch insofern zu dem Verein Atletic Bilbao. Man weiß ja, die Vereinspolitik sieht vor, dass nur Basken in dem Verein spielen dürfen, das heißt in weiterer Folge, dass man sich keine überteuerten Spieler wie Ronaldinho etc. kaufen kann. Daraus resultiert, dass Bilbao extrem viel Jugendarbeit leisten muss und investiert auch dementsprechend. Der Verein zählt auch mit Real Madrid zum einzigen Verein in der spanischen Liga, der noch nie abgestiegen ist. Es funktioniert also auch ohne Superstars wie Messi & Co und das fasziniert mich im Zeitalter von utopischen Transferbeträgen ganz besonders.

Du studierst Deutsch und Geographie. Hat dir das Studium dabei geholfen, dich für das Battle vorzubereiten?

Nein, leider ist es generell so, dass das Studium der deutschen Sprache überhaupt keinen Wert auf Kreativität legt. Es gibt weder Theaterkurse noch Kreatives Schreiben und auch die mündliche Kompetenz, sprich Rhetorik, ist eigentlich sehr nebensächlich im Studium.

Man möchte ja meinen, das sind Dinge, die man im Alltag brauchen würde…

Im Schulalltag auf jeden Fall. Das waren auch Beweggründe, warum ich Germanistik als Studienfach gewählt habe, sie kommen aber wenig im Studium an sich vor.

Wie ist der Frauenanteil im Germanistik Studium?

Es sind auf jeden Fall mehr Frauen als Männer, Gott sei Dank (grinst schelmisch)!

Spectators at the Red Bull Gstanzl Battle at the Republic Cafe in Salzburg, Austria on November 16th, 2016.

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