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Von Clara Buchegger

Ihre Geschichten 

Im Zuge meiner Recherche für einen Beitrag der Radiofabrik durfte ich interessante Gespräche mit starken, polnischen Frauen in Salzburg führen. Jede hat eine andere Geschichte und Mission in Salzburg.  

Hier einige Ausschnitte der Interviews, Anekdoten und Geschichten 

Elżbieta „Ela” Tabaka 

ist Professorin an der Paris Lodron Universität in Salzburg und unterrichtet Polnisch. Zum ersten Mal war sie im Jahr 1990 in Salzburg als Au-pair mit dem Ziel, Deutsch zu lernen. Dort und in Wien lernte sie insgesamt drei Jahre lang Deutsch. Anschließend an die Rückkehr nach Polen arbeitete sie 21 Jahre lang als Deutschlehrerin, bis sie sich entschloss, Polnisch als Fremdsprache zu unterrichten. In Salzburg ergab sich für sie rein zufällig die Chance, an der Universität zu arbeiten, und aus einem Semester wurden dann Jahre, bis heute. Durch ihre Position als Professorin fand sie schnell Anschluss und freute sich auf den Kontakt mit Salzburgerinnen und Salzburgern. Die polnische Gemeinschaft vor Ort unterteilt sie in zwei Gruppen: Polinnen und Polen, die schon länger hier leben und arbeiten und jene, die nur zum Arbeiten anreisen und am Wochenende nach Hause fahren. Obwohl die ortsansässige Community klein ist, seien sie sehr aktiv und gut organisiert. Häufig würden sie Events veranstalten, vor allem kulturelle. Dazu zählen etwa die von Ela jährlich organisierte Slawistik-Filmreihe im „daskino“, Lesungen im Literaturhaus und Veranstaltungen der polnischen Schule. In ihrem Polnischunterricht trifft Ela auf ganz unterschiedliche Menschen: polnische Muttersprachlerinnen und Muttersprachler, die sich für ein Slawistikstudium entschieden haben, Studentinnen und Studenten mit polnischer Herkunft, welche die Sprache nie gelernt haben, Menschen, die sich für Polen als Land und die polnische Kultur interessieren, Spontanverliebte, die aus einem Polenurlaub zurückkehren und jetzt begeistert sind, sowie jene die Polnisch der Liebe wegen lernen wollen. Obwohl Ela die oft fleischlastige polnische Küche als Vegetarierin nicht unbedingt vermisst, betont sie das bessere Angebot an veganen und vegetarischen Restaurants in Polen. Manche Produkte seien auch schwierig in Österreich zu bekommen, wie zum Beispiel die viel lieber verzehrten Bohnen und Rote Beete, sowie gerösteter Buchweizen. Ela beschreibt die Polen: „Familiär auf jeden Fall. Die Familie ist sehr wichtig. Was die Polen im Ausland auszeichnet: sie sind ziemlich gut organisiert. Egal, wo die Polen sind, sie versuchen irgendetwas zu organisieren, zu veranstalten, eine organisierte Gruppe zu bilden, die sich dann gegenseitig unterstützt und versucht, ihre polnische Seite zu pflegen. Man will zeigen, dass man aus Polen kommt, dass die Polen da sind, und etwas organisieren.“  

Anna Beata Kaniecka 

ist Vorsitzende und Schaffende des polnischen Kulturvereins Salzburg, zu dem die Polnische Schule Salzburg / Szkoła Polska im. Ignacego Jana Paderewskiego gehört. Im Jahr 2018 gründete sie die Szkoła Polska, kurz vor dem 100-jährigen Jubiläum der polnischen Unabhängigkeit. Damals wollte Anna Kaniecka für ihre Tochter eine Schule finden, in der sie Polnisch lernen könnte. Nachdem es eine solche noch nicht gab, gründete sie ganz einfach die nun dritte polnische Schule in Österreich. In der Schule wird neben der Sprache auch polnische Literatur, Kultur, Geschichte und Geografie vermittelt. Die Kinder können schon früh starten: in der Altersgruppe 0 bis 3 Jahren wird unter Einsatz von Musik gelernt und viel gespielt. Momentan gibt es 31 Schülerinnen und Schülern, viele davon aus gemischten Familien, die Polnisch als Fremdsprache lernen. Mittlerweile können sich auch Erwachsene zum Sprachunterricht anmelden. Das Lehrerteam arbeitet gerne dort und betont: „Es ist wichtig für die Kinder zu wissen, wo sie und ihre Eltern herkommen.“ Die Eltern sind begeistert, man fühle sich wie in Polen und würde gerne diese Chance nutzen, den eigenen Kindern Wissen über Polen näher zu bringen, was sie so in Salzburgs Schulen nie lernen würden. Auch die Kinder freuen sich auf den Unterricht, was ich persönlich bei meinem Tag in der Szkoła Polska mitbekommen durfte.  

Clara bei ihrer Recherche in der Polnischen Schule in Salzburg
Clara bei ihrer Recherche in der Polnischen Schule in Salzburg

Die Tür öffnet sich in der Rainerstraße 27 und Anna Kaniecka weist den Weg nach Polen. Dort wird Polnisch gesprochen, es spielt polnische Musik und in der Küche steht polnischer Kuchen bereit. Der Samstag startete mit der kleinsten Gruppe, die durch Gesang und Tanz den Herbst begrüßten. Im Anschluss folgte die feierliche Aufnahme der neuen Schülerinnen und Schüler. Sowohl Kinder als auch Eltern mussten einen Schwur ablegen und dann wurde gemeinsam die Nationalhymne Polens gesungen. Zum Abschluss durfte ich noch in den Unterricht hineinschnuppern: Polnisch für die ganz Kleinen, für Fortgeschrittene sowie Sachkunde auf Polnisch, Thema diesmal: Was passiert eigentlich, wenn sich die Jahreszeit ändert? Danke für den Samstag! 

Małgorzata „Meg” Postrożny 

ist ehemalige Studentin und arbeitet nun als Digital Product Designer in Salzburg. Vor ein paar Jahren kam sie als Erasmusstudentin nach Salzburg und beendete ihr Studium hier. Angezogen wurde sie von den Alpen, der Nähe zur Natur, sowie der angenehmen Größe der Stadt. Meg ist eine sehr offene Person, die auch gerne Leute auf der Straße anspricht, besonders, wenn sie Polnisch hört. Nicht alle Polinnen und Polen freuen sich darüber, aber schwieriger ist es wohl mit den Einheimischen. Ist ja auch nicht so leicht mit den Österreicherinnen und Österreichern: vor allem der Humor sei anders und sie könne Witze auch nicht übersetzen, geschweige denn in der Fremdsprache gelungen rüberbringen. Trotz Deutschkursen fällt die Kommunikation aufgrund des Dialekts schwer, doch die Sprachbarriere ist wohl nicht die höchste. Laut Meg seien Österreicherinnen und Österreicher nett, doch hätten sie scheinbar ein Problem damit, sich auf tiefere Freundschaften einzulassen, sie hielten die Menschen gerne auf Distanz. Dadurch ergibt sich das Gefühl für Meg, nicht hundertprozentig Teil der Gesellschaft zu sein. Ihre Kultur zu teilen ist für sie wichtig und es hilft ihr auch, so die österreichische besser zu verstehen.  

Zum Abschluss erzählt sie noch eine Geschichte: 

Mit dem direkten Nachtzug Salzburg – Krakau fährt Meg so oft sie kann nach Hause. Von den Eltern bekommt sie dann immer Einmachgläser voller polnischer Köstlichkeiten mitgeschickt, zum Beispiel Sauerkraut und Pilze, und hat somit bis zum nächsten Besuch ausgesorgt. Die Gläser und auch die Menschen, die diese Tradition der Essensmitnahme weiterführen, nennt man im Polnischen humorhaft „słoiki“, also ‚Gläser‘.  

Asia Janczewska 

kam 2020 nach Österreich als Erasmusstudentin. Jetzt lebt sie in Salzburg und arbeitet im Bereich Sport- und Eventmarketing. Lange wohnte sie in einer WG mit zwei Österreichern, „da ging die Integration schneller“, wie sie bemerkt. Ursprünglich kommt Asia aus Warschau und als wahres „Citygirl“ ist Salzburg fast klein für sie. Zwischen den beiden Städten liegen Welten, aber, eindeutiger Punkt für Salzburg: die Nähe zur Natur. Asia arbeitet in einer „internationalen“ Firma, nämlich zusammen mit Menschen aus Österreich und aus Deutschland. Für sie sind die Polinnen und Polen vor allem eines: gastfreundlich. Sie wollen Bekannte gerne nach Hause einladen, nicht wie in Österreich ins Kaffeehaus. Zwischen Österreich und Polen sieht sie aber trotzdem keine großen Unterschiede: „Es ist einfach, hier zu wohnen. Die Arbeitskultur und Universitätskultur ist ähnlich, genauso wie Rituale und Traditionen.“ 

Schon ab der zweiten Klasse Volksschule lernte Asia Deutsch und sprang mit ihrem „Schulhochdeutsch“ mit 18 Jahren gleich ins kalte Wasser bei einem Skilehrerkurs in Tirol. Seit jeher lernt sie „Deutsch in Österreich“. Die Sprache brauchte sie dann sowohl fürs Studium als auch jetzt täglich in der Arbeit.  

Obwohl Asia weiterhin Bücher auf Polnisch liest, Filme und Serien schaut und mit Freunden und Familie telefoniert, kommt die Sprache im Alltag doch manchmal ein wenig zu kurz. Wenn sie nach Hause fährt, meinen ihre Eltern „Du sprichst ja immer noch sehr gut Polnisch!“. Woran die Polinnen und Polen denken, wenn sie Österreich hören? „Skifahren! Ein schönes Land für Urlaub, wo es immer grün oder schneebedeckt ist und alle jodeln.“, erzählt Asia.  

Für alle meine Interviewpartnerinnen ist ihr Heimatland Polen wichtig und sie sprechen mit Stolz darüber, dass sie Polinnen sind. Elżbieta Tabaka und Anna Kaniecka beschäftigen sich im Berufsleben mit ihrer Herkunft und der polnischen Kultur, Meg Postrożny und Asia Janczewska hingegen im Privaten. Ich bedanke mich für die interessanten und netten Interviews! Mein Radiobeitrag zum Thema „Polen in Salzburg“ wird nach Fertigstellung auf der Website www.radiofabrik.at zu hören sein.  

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