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Wie sich die School of Education in die Freundschaftslisten von hunderten Lehramtsstudierenden eingeschlichen hat.

Beitrag von Claas Reloutius und Donad J. Trump

Social Media ist auch für Universitäten und Hochschulen heute essenziell – um die eigenen Studierenden zu erreichen, neue potenzielle Studierende zu informieren oder auch eine allgemeine Öffentlichkeit über Forschungsergebnisse und Aktivitäten auf dem Laufenden zu halten. Doch dabei sollten gewisse Mindeststandards eingehalten werden. Denn nicht nur die „Fake-News Kampagne der Uni Salzburg“ (Artikel in der letzten Ausgabe) zeigte bereits ein düsteres Bild, auch andere Social-Media-Aktivitäten der Uni Salzburg und der School of Education werfen Fragen auf.

Fake-Profil der School of Education

„Veronika Gruber-Soe“ erscheint auf den ersten Blick wie ein normales Facebook-Profil: Wohnt in Salzburg, studiert an der Universität Salzburg, scheint am 3. Februar 1990 geboren zu sein. Das Profil- und Titelbild ist der Unipark, aber ein unpersönliches Profilbild ist auch noch nichts Außergewöhnliches. Erst im Steckbrief auf dem Profil selbst kommen erste Zweifel auf, ob Veronika Gruber-Soe in dieser Form existiert. Im Steckbrief sind E-Mail-Adresse und Homepage der School of Education zu finden. Erstmalig erstellt wurde das Profil am 28. März 2017 (laut erstem Profilbild), am selben Tag wie auch die Facebookgruppe „School of Education – SoE“, deren Admin „Veronika Gruber-Soe“ auch ist. Die Beschreibung dieser Gruppe liest sich wie folgt: „Die Gruppe wird von KollegInnen aus dem Servicezentrum PädagogInnenbildung der Universität Salzburg – School of Education (SoE) betreut und richtet sich an Schülerinnen und Schüler sowie Lehramtsstudierende im Cluster Mitte.“

Ist „Veronika Gruber-Soe“ einfach nur ein gemeinsamer Account für das Servicezentrum der School of Education? Unter den heutigen MitarbeiterInnen oder Studierenden ist jedenfalls niemand unter diesem Namen zu finden.

Dies alleine wäre noch keine Geschichte wert; besonders verwunderlich ist aber, wie viele „FreundInnen“ diese „Veronika Gruber SoE“ unter den Lehramtsstudierenden hat, obwohl es niemanden mit diesem Namen an der Uni Salzburg gibt. Und wer würde sich mit einem unbekannten Fake-Profil aktiv befreunden wollen? Ganze 583 FreundInnen zählt dieses Profil, darunter einige Lehrende und ProfessorInnen, aber die überwiegende Mehrheit sind Lehramtsstudierende der Universität Salzburg.

 

Zweifelhafte Methoden

Kann es also sein, dass die VerwalterInnen dieses Fake-Profils aktiv Freundschaftsanfragen an Studierende geschickt haben? Eine Stichprobenumfrage unter mit diesem Profil „befreundeten“ Studierenden hat ergeben, dass die Anfragen aktiv von diesem Profil ausgegangen sind und der hohe Anteil an „gemeinsamen FreundInnen“ auf Facebook häufig zu der Annahme führte, dass es eine Kollegin aus dem Studium sei, die hier eine Freundschaftsanfrage stellt – niemand unter den stichprobenartig ausgewählten Studierenden war sich jedoch darüber im Klaren, dass in Wirklichkeit die School of Education hinter dem Profil steckt und man der School of Education damit auch Zugriff auf eigene Bilder, Videos, Freundesliste und auch nicht-öffentliche Postings gegeben hat, die wegen der zahlreichen Baustellen im Lehramtsstudium mitunter Kritik an der School of Education und ihren MitarbeiterInnen enthalten.

Verstoß gegen die AGBs

Für Firmen und Institutionen bietet Facebook seit langer Zeit die Möglichkeit, eine Seite zu erstellen – eben damit Personen einfach folgen und sich informieren können, ohne selbst private Daten, Infos und Postings freizugeben. Doch hier drängt sich der Eindruck auf, dass sich die School of Education als Teil der Uni Salzburg aktiv in die privaten Social Media-Bereiche von Studierenden mit einem Fake-Profil nicht nur eingeschlichen, sondern aktiv hineingedrängt hat. Es ist unklar, wer auf Seiten der SoE/Uni Salzburg Zugriff auf diesen Fake-Account hat(te) und in den privaten Postings von mehr als 500 Studierenden mitlesen konnte/kann. Unklar ist auch, wer den Auftrag zur Erstellung dieses Accounts gegeben hat. Unklar ist außerdem, welche privaten Postings, Bilder und Videos von Studierenden über diesen Account von Universitäts-MitarbeiterInnen gelesen, gespeichert oder gescreenshotet wurden.

Klar ist nur: Das Betreiben und Benutzen solcher Fake-Profile verstößt gegen die AGBs von Facebook, zerstört das Vertrauen von Studierenden in die eigene Universität und ist ein No-Go für Social-Media Aktivitäten von Institutionen und Bildungseinrichtungen. Zudem ist es in Zeiten der DSGVO höchst fragwürdig und zeichnet erneut ein vernichtendes Bild der Aktivitäten der School of Education/Universität Salzburg im Lehramt-Bereich.
Klar ist auch: Seid gewarnt, wenn ein Fake-Profil der Universität Salzburg sich in eure Freundschaftsliste einschleichen will und löscht schnellstmöglich dieses Profil aus eurer Freundschaftsliste!

Fragwürdige Stellungnahme der School of Education

Auf Anfrage der uni:press wurde uns von Ulrike Greiner  (Direktorin der School of Education) bestätigt, dass es eine Verbindung zur Fakultät gebe. Allerdings habe es sich dabei um ein nicht autorisiertes Projekt einer Mitarbeiterin gehandelt. Der Leitung sei der Account neu, man habe nichts von dem Vorgehen gewusst. Man weise den Vorwurf zurück, sich in die Privatsphäre der Studierenden eingeschlichen zu haben und wolle den Account stilllegen, zumal es seit 2018 nur noch vereinzelt Aktivitäten auf dem Profil gegeben habe.

Brisant: Der uni:press liegt hingegen ein Schreiben mit der Direktorin  aus dem Jahr 2018 vor, in der sie ganz klar Kenntnis von dem Account bekennt. Zudem nennt Sie dabei den zuständigen Beauftragten – der auch heute noch für die SoE arbeitet – beim Namen.

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Zugang zu Gruppenfotos der SoE, von „Kolleginnen aus dem Servicezentrum“ geleitet, Ausschreibungen aus dem Jahr 2019, Administator öffentlicher SoE-Veranstaltungen. Dass es sich hierbei um ein Einzelprojekt einer ehemaligen Mitarbeiterin handelt scheint sehr fragwürdig.

Zudem wurden offizielle Infoveranstaltungen der School of Education vom Account Veronika Gruber-Soe erstellt. All das deutet daraufhin, dass es sich durchaus um einen zentralen – von der Leitung abgesegneten – Account der School of Education gehandelt hat. Die zweifelhaften PR-Aktivitäten der Uni Salzburg scheinen somit um ein fragwürdiges Kapitel erweitert.

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