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Das Interview wurde vor dem 30. März 2020 geführt, als im Stadtsenat schlussendlich, nach wochenlangem Bangen um die Existenz, die Jahresförderung für das MARK Salzburg beschlossen wurde.

Das MARK Salzburg steht vor dem finanziellen Aus: Eine im Jahr 2018 ausgesetzte Jahresförderung  wurde per Direktbeschluss des Bürgermeisters Harald Preuner ausgesetzt. Was nun? Carolina Forstner hat mit zwei ehrenamtlichen Mitgliedern Sabrina Seiwald und Julia Wegmayr gesprochen.

 

Was ist das MARK eigentlich, für jene die noch nie an den Stadtrand Salzburgs gekommen sind…

Das MARK ist ein Verein, der sich der kulturellen und sozialen Arbeit verschrieben hat. Wir sehen es als unsere Aufgabe, jungen beziehungsweise unbekannten Künstler*innen eine Bühne zu bieten, um Erfahrungen zu sammeln und sich zu präsentieren. Gleichzeitig stellen wir unsere Infrastruktur (Veranstaltungssaal, MARK Bar, zwei Werkstätten, eine Siebdruckwerkstatt, ein Proberaum mit Tonstudio, Garten) zur Verfügung, um Menschen die Möglichkeit zu geben, Projekte umzusetzen, gemeinsam zu musizieren und künstlerisch aktiv zu sein, ihr Fahrrad zu reparieren oder Gemüse anzubauen und sich dabei zu vernetzen und auszutauschen. Unser Haus steht für alle offen die Raum benötigen, um ihre Freizeit sinnvoll zu nutzen und sich kreativ zu beschäftigen.

Das MARK befindet sich in der Hannakstraße im Salzburger Stadtteil Sam. Nach mehreren Umzügen wurde das MARK immer weiter an den Stadtrand gedrängt. Ursprünglich befand sich das MARK in der Gstättengasse, war unter anderem auch nahe der S-Bahn-Station Aigen angesiedelt und wurde nach Abriss des Gebäudes und der darauffolgenden “Obdachlosigkeit” in Sam einquartiert. Für die Hannakstraße spricht definitiv, dass es einerseits nur sehr wenige Nachbar*innen gibt, die gestört werden können – handelt es sich doch um ein Industriegebiet. Auch die Mietpreise sind im Stadtteil Sam definitiv günstiger als in der Innenstadt. Der Nachteil allerdings ist die Erreichbarkeit. Abseits der klassischen Radwege und des “Nachtsterns” des öffentlichen Verkehrs ist es für unsere Besucher*innen oft schwierig – vor allem in der Nacht – nach Hause zu kommen. Derzeitige Lösungen sind hierbei meistens das Fahrrad (das auch im MARK bei der BikeKitchen repariert werden kann), Fußmärsche oder doch das Teilen eines Taxis.

 

Wie habt ihr den 24. Februar und die Tage danach erlebt?

Wir haben in dieser Woche unglaublich viel Zuspruch und Unterstützung bekommen. Ich glaube wir alle waren davon überwältigt: Es gab zahlreiche Anrufe und Mails von unterschiedlichen Personen, die uns ihre Hilfe angeboten haben, die uns gefragt haben welche Pläne wir haben, wie wir vorgehen, wie es mit uns weitergeht. Nachdem wir dann auch noch die Petition für die Erhaltung des MARKs gestartet haben, haben wir über 3000 Unterschriften in sehr kurzer Zeit gesammelt. Die Reaktionen vor allem im Netz haben uns sehr positiv gestimmt und gezeigt, wie vielen Menschen das MARK am Herzen liegt.

 

Kam die Aussetzung der Förderung überraschend?

Ja und nein. Eine gewisse Unsicherheit darüber, wie die Stadt Salzburg über die Kulturförderung für das MARK, genauso wie für andere Einrichtungen, entscheidet, besteht meiner Wahrnehmung nach immer. Vor allem durch die neue Zusammensetzung des Gemeinderates wurde diese noch verstärkt. Die große Überraschung war in unserem Fall der Zeitpunkt der Aussetzung. Im Jahresbudget der Stadt Salzburg wurde uns Ende 2019 die volle Fördersumme von 60.000 € im Jahr zugesichert. Die erste Überraschung war, dass im Januar im Kulturausschuss entschieden wurde, dass die Förderung erst nach Einbringen des Jahresberichts und der Jahresbilanz 2019 ausbezahlt wird. Gesetzlich vorgesehen ist, dass diese bis Ende März vorliegen müssen – ein Zeitrahmen von drei Monaten für die Fertigstellung dieser ist gesetzlich geregelt und gilt für jede Organisation. Wir haben die Dokumente trotzdem bereits bis Mitte Februar fertiggestellt und haben dementsprechend alle Anforderungen der Stadt erfüllt.

Dass uns wenige Tage nach Erfüllung der Kriterien die Aussetzung der gesamten Fördersumme trifft, war definitiv überraschend für uns.

 

Warum braucht Salzburg das MARK?

Die Stadt Salzburg ist weltweit bekannt für Tourismus, Sehenswürdigkeiten, die wunderschöne Altstadt, sowie natürlich für die Festspiele und die Gastfreundschaft. All dies gehört zur Stadt und ist definitiv unabkömmlich. Dabei darf man aber nicht auf die Menschen vergessen, die nicht zu Gast in der Stadt sind, sondern hier leben und arbeiten oder studieren. Die Preise in der Stadt – seien es jetzt Kosten für Wohnen, öffentlichen Verkehr und eben auch für kulturelle Angebote – explodieren aber. Vor allem für junge Menschen ist es deshalb wichtig, dass Salzburg Orte wie das MARK schafft und unterstützt. Orte, an denen sich Menschen ganz ohne Konsumzwang treffen können, an denen sie sich ausprobieren und Erfahrungen sammeln können.

 

Wie würdest du das MARK Salzburg in fünf Worten beschreiben?

Kunst. Offenheit. Freiraum. Kreativität. Austausch.

 

Was ist die Salzburger Kulturszene für euch?

Die Salzburger Kulturszene wirkt für mich einerseits sehr steif und trocken. Man könnte fast schon “veraltet” dazu sagen, als würde sie nach wie vor in einem anderen Jahrhundert feststecken. Diesen Eindruck bekomme ich, weil sich alles in der Stadt Salzburg fast ausschließlich nur um die Festspiele dreht und da – wie es scheint – kaum ein Platz für alternative Kunst und Kultur bleibt. Jedoch ist es die freie Szene in Salzburg, die Leben in die Kulturszene bringt. Und die wird leider aktuell und eigentlich immer wieder in den Hintergrund gedrängt. Zu dieser freien Szene zählt aber ja nicht nur das MARK. Es gibt einige weitere Häuser in Salzburg, die diese Szene ausmachen und ihren Raum für Kunst und Kultur von jungen, kreativen Menschen zur Verfügung stellen. Auf dieser Seite hat die Salzburger Kulturszene weit mehr als steife und trockene Kultur zu bieten. Sie ist lebendig, frisch, bunt und vor allem niederschwellig. Jede*r ist willkommen, auch ohne feinem Abendkleid.

 

Was fehlt der Salzburger Kulturszene und wo gibt es Überfluss?

In der Salzburger Kulturszene überwiegt der Eindruck, dass junge Menschen vergessen werden. Es gibt kaum Räume, in denen sich Menschen ausprobieren können, in denen kein Konsumzwang vorherrscht und der erschwingliche Preise bietet. Die meisten jungen Menschen verbringen dann ihre Freizeit auf der Partymeile am Rudolfskai, weil einfach die Alternativen fehlen. Kreativität, kultureller Austausch und Jugendkultur gehen dabei jedoch unter. Deshalb wundert es auch kaum, dass es viele junge Menschen in andere Städte beispielsweise zum Studieren zieht. Eine Stadt wie Salzburg, in der die Universität eine wesentliche Rolle spielt, sollte doch darauf achten, dass die kulturelle Szene auch für junge Menschen Angebote bietet. Dabei geht es nicht mal ausschließlich um Freizeitgestaltung: Die freie Szene bietet für Studierende zahlreicher – vor allem gesellschaftswissenschaftlicher – Studienrichtungen die Möglichkeit Praktika zu absolvieren, erste Erfahrungen in der Projektplanung und -umsetzung, genauso wie im künstlerischen Bereich (sei es musikalisch, gestalterisch, literarisch etc.) zu sammeln. Diese Praxiserfahrung ist für junge Menschen von großer Bedeutung für ihren weiteren Werdegang.

 

Und für wen ist sie gemacht und wen schließt sie aus?

Auf den ersten Blick widmet sich die Salzburger Kulturszene zwei Gruppen: den Tourist*innen, die aus der gesamten Welt nach Salzburg reisen, um Mozart und Sound of Music zu bewundern und den Festspielgästen, die für einige Wochen im Jahr die Stadt in einen Ausnahmezustand versetzen. Beide sind wichtig für die Stadt Salzburg, gleichzeitig verdrängen sie jedoch auch vor allem junge Menschen sowie Menschen mit geringem/durchschnittlichem Einkommen aus der Innenstadt und rauben ihnen den kulturellen Raum.

 

Wie kann man euch unterstützen?

Es gibt sehr unterschiedliche Arten uns zu unterstützen: Die einfachste Möglichkeit ist, uns im MARK bei unseren Veranstaltungen zu besuchen und unser Angebot in Anspruch zu nehmen. Wir freuen uns stets über neue Gesichter und neue, kreative Ideen.

Wer selbst gerne anpackt, kann sich auch gerne bei uns im Haus engagieren. Auch hier gibt es die verschiedensten Möglichkeiten: Wer gerne kocht, kann uns beispielsweise in der Volxküche am Donnerstag unterstützen, für Gartenliebhaber könnte eine Mithilfe im MARK Garten interessant sein. Außerdem können im MARK Praktika absolviert werden, die für verschiedene Studienrichtungen anrechenbar sind. Die Aufgaben im Praktikum können frei nach jeweiligen Interessen gewählt werden.

Wer Platz für sein eigenes Projekt benötigt, ist auch jederzeit eingeladen, bei uns vorbeizukommen, um die Möglichkeiten abzuklären und an der Umsetzung zu arbeiten.

Ansonsten ist auch der Abschluss einer Jahresmitgliedschaft im Verein eine Option uns zu unterstützen. Je nach Art der Mitgliedschaft gibt es dafür auch einige Vorteile, wie zum Beispiel ermäßigte Tickets für unsere Veranstaltungen.

 

Und selbst wenn das MARK die Förderung nun doch erhält, welche Zeichen sendet die Stadt Salzburg mit solchen Maßnahmen an die Kulturszene?

Die derzeitige Vorgehensweise der Stadt Salzburg in der Kulturpolitik verfestigt die bereits vorhandenen Vorurteile, die die Stadt gerade für junge Menschen unattraktiv machen: Die freie Kulturszene scheint in den Hintergrund gedrängt und verkleinert zu werden. Für junge Menschen und deren kreative Entfaltung ist kein Platz in der Stadt. Es ist ein Zeichen, dass es nicht gewünscht ist, dass neben der sogenannten “Hochkultur” auch eine alternative Szene für die Bevölkerung der Stadt Salzburg besteht.

Der in den sozialen Medien entstandene Aufschrei – als Reaktion auf die Entscheidungen der Stadt – zeigt aber, dass gerade diese freie Szene für die Menschen wichtig und ausdrücklich gewünscht ist.

 

Letzte Worte… Anmerkungen…was sollte noch gesagt werden?

Wir sagen danke für den unglaublichen Support, den wir in den letzten Wochen von vielen Menschen da draußen bekommen haben. Das bedeutet uns wirklich sehr viel!

Für mehr Informationen zum MARK besucht uns gerne auf unserer Website www.marksalzburg.at, auf Facebook oder Instagram – oder noch besser: Schaut ganz einfach vorbei! 🙂

 

Welche Veranstaltungen stehen in den nächsten Wochen/Monaten an?

  • Wir lesen uns die Münder wund: Bereits zum 11. Mal können sich Nachwuchsautor*innen beim Lesewettbewerb dem Publikum präsentieren. Der Gewinnerin/dem Gewinner winkt eine erste Publikation. Vorrunden: 14. & 15. Mai 2020, Finale: 26. Juni 2020 (Literaturhaus Salzburg)
  • Volxküche und BikeKitchen: Jeden Donnerstag gibt es für 2,50 € eine vegane, gesunde Mahlzeit selbstgekocht aus der MARK Küche. Inklusive nachholen bis alles aufgegessen ist. Gleichzeitig kannst du dein Fahrrad unter Anleitung in der BikeKitchen reparieren.
  • Kleidertausch: Jeden ersten Mittwoch und Donnerstag kannst du aus zahlreichen Kleidungsstücken deine neuen Lieblingsstücke finden und kostenlos mitnehmen. Solltest du selbst noch Kleidung haben, die du nicht mehr benötigst, aber die noch in gutem Zustand ist, kannst du diese gerne mitbringen.

Für alle weiteren Veranstaltungen besuche uns einfach auf unserer Website www.marksalzburg.at oder auf Facebook.

 

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