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Jungen, Kinder, Glücklich, Sitzung, Studenten

Das bereits lange kritisierte Lehramtsstudium benötigt eine radikale Reform. Darum kann es nur ein Ziel geben: Die Zerschlagung der School of Education. Wie die bildungswissenschaftliche Ausbildung Zeit und Nerven raubt und was dagegen getan werden kann. – Ein Polemik gegen den Zeitgeist, der auf der School of Education herrscht II

verfasst von einem Beast of Education (BEd)

Nach nun knapp sechs Jahren Studium ist folgendes klar: Je digitaler eine fiktive Stundenplanung ist, desto begeisterter die Oberpädagogen*innen, also die LV-Leitung. Die Oberpädagogen*innen gibt es an der bildungswissenschaftlichen Abteilung wie Sand am Meer. Tatsächlich länger an einer Schule unterrichtet zu haben, dürfte kein Einstellungskriterium für einen Posten in dieser sich in einer konstruierten Wirklichkeit befindenden Institution sein. So begegnet man zahlreichen Dozenten*innen, die aus der Privatwirtschaft kommen, was sie selbstverständlich stolz betonen, haben sie doch die wirkliche Härte der kapitalistischen Welt erlebt. Andere wurden in den ersten Dienstjahren von der Schule verschlungen und geradewegs zurück an die Universität ausgeschieden, wo es sich doch leichter lebt als in einer Brennpunktmittelschule. Außerdem kann man hier wirklich etwas bewegen, sind die Studierenden doch erheblich ruhiger als die pubertierenden Monster. 

Der Karriereschritt zum Oberpädagogen ist also vollzogen, als erste Amtshandlung wird eine Lehrveranstaltung mit dem Titel „Kompetenzen, Individualisierung, Qualitätsmanagement“ abgehalten. Es handelt sich hier um einen fiktiven Titel, der denen, die tatsächlich im Curriculum stehen, jedoch in seiner Willkürlichkeit um nichts nachsteht. Sollte diesen Artikel also ein Leistungsträger der Institution lesen, zücken Sie bitte Ihren Notizblock, sicherlich steht bald das nächste curriculare Update an. Serviceorientiert, wie die School of Education, biete ich hier auch gleich den Inhalt der prüfungsimmanenten Lehrveranstaltung an: Ein Portfolio gilt es zu erledigen, damit es möglichst umfangreich wird, sind neben der rein fiktiven Planung auch eine rein fiktive Analyse der Klasse gefordert sowie die genaue Beschreibung zweier fiktiver „Problemschüler*innen“ und dazu passende individuelle Fördermöglichkeiten. Selbstverständlich muss dieser bahnbrechende Kurs umfassend reflektiert werden.

Woche für Woche müssen sich die Studierenden in diesen Kurs quälen und alles erdulden, was die bildungswissenschaftliche Ausbildung an Schrecken bereithält. Es werden etwa Kahoots erledigt, Kennenlernspiele lassen Jugendlagerstimmung aufkommen. Alles in allem gleicht dieser universitäre Kurs mehr einer Freizeitbetreuung für Kinder berufstätiger Eltern als ernster wissenschaftlicher Ausbildung. Die Studierenden versuchen mehrmals, den Oberpädagogen zum Überdenken seiner Lehrveranstaltung anzuregen, doch dieser ist von seiner bildungswissenschaftlichen Treue nicht abzubringen. Resigniert setzen sich die Studierenden an den Computer und beginnen ihre Unterrichtsplanung. Germanistikstudierende haben bei all dieser Fiktionalität den Vorteil, ihr kreatives Schreiben zu verbessern. Um den Oberpädagogen zufrieden zu stellen, wird nämlich einfach drauflosgeschrieben. Diese Resignation ist sicherlich ein Problem der heutigen studentischen Kultur. Vieles wird als geringeres Übel hingenommen, gegen kaum etwas protestiert. 

Was bleibt also von diesem Kurs nach der Abgabe des Portfolios? Nichts.Damit ist ein Problem genannt, das die Lehrveranstaltungen der School of Education zweifelsohne haben, obwohl stets Gegenteiliges behauptet wird. Weil dieser Fachbereich vermutlich genau weiß, von Studierenden und auch Lehrenden anderer Fachbereiche stets belächelt und als bedeutungslos abgestempelt zu werden, versucht er, möglichst großen Einfluss zu bekommen. Dabei schadet er allerdings ganz klar der Lehramtsausbildung, blockiert er doch die wirklich wichtige Ausbildung in den Unterrichtsfächern und engt den Studienbetrieb zunehmend ein. Es stellt sich die Frage, warum beinahe alle Kurse der School of Education Anwesenheitspflicht erfordern. Die Antwort ist schnell gefunden: Gäbe es keine Anwesenheitspflicht, wären die Seminarräume schlichtweg leer. Die Sinnlosigkeit dieser Kurse würde sich kein Studierender freiwillig antun. Außerdem würde kein Stoff verpasst werden, weil es kaum welchen gibt. Die pseudowissenschaftlichen Portfolios oder Seminararbeiten sind großteils erfundene Erlebniserzählungen. Blickt der Verfasser dieser Zeilen auf seine eigenen Erzeugnisse, ist er einerseits schockiert, wie viel Nonsens in diesen Arbeiten steckt, andererseits wird klar, dass kein einziger dieser Kurse eine wesentliche Bereicherung für die persönliche oder berufliche Bildung war. Das ist allerdings nicht nur eine subjektive Sicht, spricht man mit Kommilitonen, sind die meisten dieser Meinung. Dass das Lehramtsstudium dermaßen verkommen ist und zu einem großen Teil aus Kursen besteht, die keine Bedeutung für die persönliche Weiterbildung der Studierenden oder deren berufliche Zukunft haben, ist traurig. Dass die bildungswissenschaftlichen Kurse zunehmend Zeit stehlen, die der fachlichen Ausbildung abgeht, ist umso trauriger. Darum kann es nur eine Zukunft für die Lehramtsausbildung geben: Die Zerschlagung der School of Education. Ist diese sinnlose Institution erst einmal Geschichte, ist der Weg frei für intensivere fachliche Ausbildungen an den Fachbereichen. Außerdem können Studierende in fachdidaktischen Lehrveranstaltungen von Lehrenden ihres Faches mit schulischer Unterrichtserfahrung tatsächlich etwas lernen.

One Comment

  • Mag. Dr. Ulrike Burgstaller sagt:

    Sehr geehrter „Beast of Education“!
    Sie haben in Ihren Ausführungen Ihre persönlichen Wahrnehmungen und Meinungen in Bezug auf die pädagogische Ausbildung im Lehramtsstudium geschildert. Ich finde es schade, dass Sie dies unter einem Pseudonym tun. Zudem frage ich mich, was Sie mit dieser Form der öffentlichen anonymen Meinungsäußerung bezwecken. Sollten Sie damit Veränderungen anregen wollen, schlage ich vor, dies in einem persönlichen Gespräch zu tun, in welchem Ihre Wahrnehmungen in ein konstruktives Feedback umgewandelt werden könnten. Als Lehrende an der School of Education stelle ich mich gerne für ein derartiges Gespräch zur Verfügung. Dies setzt jedoch voraus, dass Sie den Mut haben, zu Ihrer Meinung zu stehen und aus der Anonymität herauszutreten. Wenn Sie meine Einladung annehmen möchten, können Sie unter ulrike.burgstaller@plus.ac.at einen Gesprächstermin vereinbaren.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Ulrike Burgstaller (Senior Lecturer an der School of Education)

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