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Radikal sein - ein Loblied.

manchmal wünsche ich mir im stillen, dass doch alle ein bisschen radikaler wären.

„was? ist der jetzt verrückt geworden?“, fragen sich an dieser stelle wohl nicht unwenige. pegidaschlümpfe hopsen herum und fordern lynchjustiz, die usa werden künftig von einer föhnfrisur mit vergewaltigungsphantasien regiert und lkws rasen in weihnachtsmärkte.

von vasillis varvaridis


„wie kann sich da jemand mehr radikalität wünschen?
was ist das für 1 mensch?“

diese fragen kann man nachvollziehen, muss man aber nicht. das birgt jetzt natürlich erklärungsbedarf. zunächst hat das alles ganz viel mit gärtnerei und gemüse — genauer gesagt radieschen — zu tun.

radikal und radieschen haben als wörter den gleichen lateinischen ursprung, nämlich radix, was so viel wiewurzel“ bedeutet. wenn ich also radikal bin, kann das heißen, dass ich was mit wurzeln mache: ausreißen oder wässern und nähren. den stamm und den auswuchs kann ich aber auch einfach nur oberflächlich angucken, sein lassen oder aber auch – wenn’s mir nicht gefällt – respektlos darauf pissen, was wiederum – je nach volumen der ausscheidungen – dünger oder aber auch gift sein kann. wir sehen: ganz schön komplex, so ein wurzelwerk. und ich behaupte: wir müssen für unsere zeit radikalere problemlösungen finden.

nur: was ist beim radikalsein wann und wie angebracht?

in anbetracht von regierenden pussygrabbern, zwischen einer enttäuschten und „wir-sind-das-volk“-skandierenden mittelschichtmeute und gottbeflügelten lastkraftfahrzeuglenkern mit exorbitantem todestrieb wird das radikalsein fälschlicherweise als solches bezeichnet. sie alle lösen keine probleme, sondern verschärfen sie nur. sie sind auswuchs einer krise.

andererseits, wenn ich unter dem vorwand von demokratie und menschenrechten ein system unterstütze, das länder zerbombt und menschen foltert, ist schon die wurzel faul; der auswuchs kümmerlich. diese leute gehen dann auf die straße und werfen pflastersteine auf „bullenschweine“, was dann in der regel eher unterhaltungssport für ach so gebildete und vom adrenalinpegel her unterversorgte lehrer*innenkinder mit unreflektiertem weltverbesserungsdrang ist.

all diese muster ignorieren die wurzel des übels: ausbeutung.

immer da, wo jemand etwas — wie etwa seine arbeitskraft — verkaufen muss, kommt es zu ungleichheiten, die global dann mal hier, mal dort besser oder weniger spürbar sind. auch wenn heute noch in nahezu jedem bwl-buch anderes behauptet wird: märkte sind doof und haben ausgedient. willst du deine lebensqualität, dein potential verkaufen? hat es einen wert? in japan kann man heute übrigens in einem café für einen „tiefen blick in die augen“ bezahlen. ist das lebenswürdig? soll dein leben, dein genießen und deine zeit einen preis haben? wenn du diese fragen alle mit „nein“ oder „öööhm …. vielleicht“ beantwortest: werde bitte radikaler.

der baum, der nicht gefällt werden, sondern nur durch das anpacken an den wurzeln besiegt werden kann, heißt „kapitalismus“. ich weiß, das ist ein ganz schöner brocken.

aber nur, wenn wir es ehrlich, gemeinsam und gründlich angehen, nicht immer nur klein beigeben und endlich in die offensive gehen und für eine gesellschaft eintreten, in der sich alles und jede*R entfalten kann, ohne andere existenzen zu zerstören, nur dann wird dieses unkraut namens kapitalismus endlich auf den müllhaufen der geschichte geworfen werden können. vor hundert jahren hätte es die menschheit fast geschafft. in hundert jahren wird die menschheit mitleidsvoll einen blick auf die heutige gesellschaftsform werfen.

nur keine angst, wir haben schon so viel erreicht und die föhnfrisur, ein rechtsradikaler mob und gotteskrieger können uns nichts anhaben. 1 kluger benjamin franklin hat schon mal was tolles gesagt: „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“

tritt ein und lass uns ein bäumchen gießen und es sprießen lassen.

ohne hass, mit viel liebe.

das bäumchen heißt:

sozialismus.

es will das beste für dich, alle anderen, die welt und ihre lebewesen. alle isolierten zellen unserer gesellschaft, die denken, sie sind mehr wert als andere, werden sich noch wundern, was alles möglich ist.

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