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Mensa

In der Mittagspause schnell in der Mensa den Bauch füllen – das könnte für Studierende an der GesWi bald der Vergangenheit angehören. Die Verkürzung der Öffnungszeiten auf gerade einmal drei Stunden am Tag ist möglicherweise nur der Vorbote.

Ein Kommentar von Hannah Wahl

Was die Mensa-Schließung bedeutet

Studierende der Fachbereiche Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft, Geschichte und Soziologie haben in absehbarer Zukunft keine Möglichkeit mehr, sich schnell, gesund und günstig im Gebäude zu versorgen. Das bedeutet nicht nur, dass der gemütliche Kaffee mit KollegInnen zwischen den Vorlesungen wegfällt: Um einen langen Unitag zu überstehen, müssen sich Studierende zukünftig bei den umliegenden Supermärkten mit kalter Verpflegung eindecken, oder auf die teuren Gastronomiebetriebe in der Umgebung ausweichen – sofern sie sich das leisten können. Das studentische Leben wird damit wieder ein Stück mehr aus der Universität verbannt. Auch die Uni-Bediensteten an der GesWi – viele davon in prekären Anstellungsverhältnissen – sind davon betroffen und können sich in ihren Pausen nicht mehr im Gebäude versorgen.

Fehlende Transparenz, keine Kommunikation – ein Kalkül?

Lange war es nur ein Gerücht, denn keiner fühlt sich dafür zuständig, Studierende und Bedienstete an der GesWi über die Mensa-Angelegenheit offiziell zu informieren. Vielleicht auch besser für Mensa-Betreiber und Universitätsleitung – negative Veränderungen führen still und leise durchgeführt zu weniger Aufregung. Außerdem haben die Betroffenen so weniger Zeit sich zu wehren, und eine Schließung rückgängig zu machen ist natürlich weitaus komplizierter als die Schließung zu verhindern.

Laut anonymen Informanten soll die Geswi-Mensa endgültig schließen.

Derzeit wird auf Nachfragen vom Betreiber kommuniziert, es sei keine Schließung angedacht, während das Dekanat davon spricht, dass die Schließung zumindest noch nicht fix sei. Wie glaubwürdig das Dementi ist, wird sich wohl erst im Oktober herausstellen. Dann soll laut anonymen Informanten die Geswi-Mensa endgültig schließen.

Unsolidarische Studierende?

Die Österreichischen Mensen Betriebsgesellschaft mbH (ÖMBG) gibt den Studierenden die Schuld. Diese würden lieber die Großkonzerne „Billa“ und „Spar“ unterstützen, anstatt das „gute Preis-Leistungsverhältnis“ der Mensa anzunehmen. Auch den STVen, die alle heiligen Zeiten einen Brunch anbieten, und dem meist leeren „Fairteiler“, mit dem Studierende Lebensmittel verschenken und somit vor dem Kaputtwerden retten können, will man eine Teilschuld zuschieben. Massive Einschränkungen der Öffnungszeiten und das damit einhergehende immer schlechtere Angebot senkt auch die Nachfrage – nur der Betreiber scheint das leider nicht zu erkennen. Versuche der MitarbeiterInnen, das Angebot der Mensa attraktiver zu gestalten, z.B. durch ein Frühstücksangebot, verschiedene Snacks und Salate etc., fielen wohl Einsparungen und Umstrukturierungen zum Opfer.

Versuche der MitarbeiterInnen, das Mensa-Angebot attraktiver zu gestalten, fallen  Einsparungen und Umstrukturierungen zum Opfer.

Dass Studierende, aber auch die Fachbereiche, sich der Wichtigkeit der Mensa bewusst sind und es keineswegs an Solidarität mangelt, zeigen der schriftliche Protest der Fachbereiche sowie die zahlreichen Unterschriften, die in den vergangenen Wochen mit großem Engagement von StudienvertreterInnen gesammelt wurden.

Das Geschäft mit den Studierenden

Teure Mieten, teures Semesterticket, teure Versorgungskosten – kein Wunder, dass zwei Drittel der Studierenden arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können. Die Mensa an der Hochschule trägt zumindest einen kleinen Teil bei, den teuren Versorgungskosten entgegenzusteuern. Damit hat die Mensa auch einen gesellschaftlichen Auftrag zu erfüllen. Auch das jährliche Minus der Mensa, das laut Betreiber -5000€ beträgt, befreit weder Mensa noch Universitätsleitung von ihrer Verpflichtung, für das „studentische Wohl“ an den Universitätsstandorten zu sorgen. Anstatt das Defizit durch universitäre Gelder auszugleichen, sollen laut Mensa-Betreiber die Studierenden die Mensa retten: „Sie können uns allerdings gerne lösungsorientierte Maßnahmenvorschläge erbringen, möglicherweise Subventionen aus Studentenvereinen, ÖH, etc…“

Was passieren muss

Zurück zu vernünftigen Öffnungszeiten, die den Studierenden und Angestellten ermöglichen, mehr als dreieinhalb Stunden am Tag etwas zu konsumieren. Zudem eine fundierte Analyse darüber, wie dieser Standort mit 500-1000 potentiellen Kunden pro Tag überhaupt defizitär geführt werden kann, immerhin sieht die Mensa nach eigenen Aussagen „seit 2 Jahren zu, wie der Standort von Jahr zu Jahr defizitärer wird.“ Dazu gehört auch das Gespräch mit den Studierenden, nicht nur Gejammer über „fehlende Solidarität“, Angst vor Touristenlokalen und Supermärkten. Außerdem müssen – und das bestätigen Gespräche mit den betroffenen Studierenden – die Preise gesenkt und die Qualität wieder angehoben werden. Die Universitätsleitung muss, im Sinne des viel genannten „studentischen Wohls“, die Mensa bei ihrem gesellschaftlichen Auftrag unterstützen und im Notfall auch finanziell Hilfe leisten.

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