Zur Lage an der Universität Salzburg
In den letzten Wochen ist an der Universität Salzburg eine vom neuen Rektorat unter Hendrik Lehnert angestoßene Debatte um angebliche Finanzierungsprobleme und dringlich notwendige Umstrukturierungen der PLUS öffentlich geworden. Wie ich aus dem Kollegenkreis höre und öffentlichen Stellungnahmen entnehme, besteht erhebliche Sorge und Verunsicherung, was das neue Rektorat tatsächlich im Schilde führt, denn bisher konnte man außer an Floskel- und Klischeereichtum kaum Konkretes erfahren, was einer akademischen Einrichtung würdig wäre.
Peinlich allerdings und geradezu satiregeeignet ist das bisher zustande gebrachte neue Logo der Universität als „Sinnbild für unseren Außenauftritt“ – ein „Löwe, der nach vorne gerichtet, Tatkraft und Tradition verbindet.“ (Rector) Wie nennt man eine solche Strategie? Das Pferd vom Schwanz her aufzuzäumen.
Dass sich sogar der Altrektor gezwungen sah, seine von allen Prüfungsinstanzen als rechtens anerkannte Budget-Bilanzen erneut öffentlich vorzulegen – gegen unbewiesene, an Ehrenrührigkeit grenzende Behauptungen und Unterstellungen seitens des neuen „Rectors“ – lässt tief in die Gestricktheit des ehemals Lübecker Uni-Präsidenten und Mediziners blicken, der sich nicht scheut, seine Pläne, wie er wohl meint, mediengerecht, aber bisher provokant inhaltsleer als „Aufbruch mit Kommunikation, Strategie und Struktur“ zu bezeichnen (The Rector’s Column, 9. Juli 2020). Denn es gehe – wohlgemerkt – um „Kompetenz für morgen“, die freilich der rectorale Sprecher heute in allem, nicht zuletzt im Finanziellen, vermissen lässt. Denn bisher weiß man hinsichtlich dieser „Kompetenz für morgen“ nichts Genaues, etwa über die behaupteten notwendigen Gründe, Antriebe sowie über die Ziele der angekündigten umfassenden Strukturveränderungen. Und auch nichts über die Höhe jener Kosten, die diese einschneidenden Umstrukturierungen ausmachen werden bzw. welche Folgekosten anstehen. Wie steht es denn damit? Warum hält man sie geheim? Und warum solches Getöse, wenn doch, wie der Rector selbst verlauten lässt, „unser Studienangebot […] breit gefächert [ist], die Forschung […] auf höchstem Niveau [liegt].“ Ja, breiter kann es ja werden, das Studienangebot, aber wie ist das „höchste Niveau“ der Forschung zu toppen?
Karl Müller, Literaturhistoriker, ehemaliger Vorstand des Fachbereichs Germanistik an der Universität Salzburg
Foto: Luigi Caputo