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Rektor Schmidinger hat am heurigen Tag der Universität (6. Juni 2018) dem griechischen Komponisten Mikis Theodorakis für seine “herausragenden künstlerischen und politischen Leistungen” die Ehrendoktorwürde der Uni Salzburg verliehen. Dass es sich bei Theodorakis um einen eher zweifelhaften Charakter handelt, dürfte der Universitätsleitung entgangen sein. Ein Kommentar von Christoph Würflinger

Eine Ehrung der Universität Salzburg kann man auf verschiedene Arten erlangen: Entweder man macht es wie Wolfgang Porsche und kauft sich um ein paar hunderttausend Euro (“Spende”) den Titel “Ehrensenator” oder man wird wegen außergewöhnlicher Leistungen von Mitgliedern der Universität für auszeichnungswürdig befunden. Auf Mikis Theodorakis trifft letzteres zu. Auf Vorschlag der Fachbereiche Erziehungswissenschaft, Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft und Politikwissenschaft und Soziologie wurde der 93-jährige Grieche für seine “herausragenden künstlerischen und politischen Leistungen entlang der Verbindungs- und Kooperationslinien ‘Zeitlose Musik und transnationaler Widerstand – Kampf für die Menschenrechte – Politische Bildung’“ ausgezeichnet.

“Gewalttätig, fanatisch und die Wurzel des Übels”

Sein Lebenslauf klingt eigentlich vielversprechend: Widerstandskämpfer gegen die Nazis und den griechischen Faschismus, begnadeter Komponist, stets im Einsatz für den Frieden, kurz: ein Mann, den man durchaus ehren kann – wären da nicht einige zweifelhafte Aussagen, die er vor nicht allzu langer Zeit getätigt hat. Ausgerechnet der Komponist der Mauthausen-Kantate behauptete von sich selbst, Antisemit zu sein.[1] Die Juden seien gewalttätig, fanatisch und die Wurzel des Übels.[2] Alles, was in der Welt passiert, habe mit “den Zionisten” zu tun. Sie kontrollieren Banken und Medien[3]; die “amerikanischen Juden” stünden zudem hinter der Weltwirtschaftskrise.[4] Den Staat Israel verglich er mit Nazi-Deutschland.[5] Später hat er sich von diesen 2003 und 2011 getätigten Aussagen (halbherzig) distanziert – sie seien ein Fehler gewesen, der ihm aufgrund eines sehr langen und ermüdenden Interviews unterlaufen seien.

“Was hat sich der Rektor dabei gedacht?”

Nun kennen wir solche Relativierungen und ihren Wert ja von einer gewissen Partei in Österreich bereits recht gut. Man kann diese Aussagen womöglich auch als Ausrutscher eines verwirrten alten Mannes – er ist immerhin schon 93! – sehen und ihm seinen spontanen Sinneswandel abkaufen. Für jemanden, der für seinen “grenzüberschreitende[n] Einsatz für Freiheit und Frieden” mit dem Ehrendoktorat der Uni Salzburg ausgezeichnet wird, sollten aber eigentlich andere Maßstäbe gelten; er sollte erst gar keine antisemitischen Aussagen tätigen, von denen er sich später distanzieren muss.

Was hat sich der Rektor dabei gedacht, diesen Menschen auszuzeichnen? Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde ein Historiker damit beauftragt, die Ehrungen der Uni Salzburg gründlich zu untersuchen. Das Ergebnis: Die Ehrentitel mehrerer Nazis wurden widerrufen. Und jetzt, wenige Jahre später, ehrt man einen Antisemiten, der in den Juden “die Wurzel des Übels” sieht. Es scheint, als wolle eine weitsichtige Universitätsleitung zukünftige Generationen von HistorikerInnen mit Arbeit versorgen. Auf solche Maßnahmen kann allerdings gut verzichtet werden – es gibt auch so schon genug zu tun!

[1] https://www.jta.org/2011/02/09/news-opinion/world/zorba-composer-declares-himself-an-anti-semite
[2] https://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/661305/Antisemitismus_Kontroverse-um-Theodorakis-in-Wien
[3] https://www.haaretz.com/1.4833215
[4] https://www.jpost.com/Jewish-World/Jewish-News/Zorba-the-Greek-composer-Im-anti-Semitic-208291
[5] http://www.worldjewishcongress.org/en/news/greek-music-icon-theodorakis-in-new-anti-semitic-outburst

Foto Andreas Kolarik (v.l.n.r.): Prof. Wassilios Baros, Mikis Theodorakis, Heinrich Schmidinger.

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