Wiener Schnitzel oder veganes Curry zu Mittag?
Mallorca oder Amsterdam im Sommer?
Zusammengehen oder bleiben lassen?
Noch Zähne putzen oder einfach schlafen gehen?
…
Die meisten Entscheidungen, vor die uns unser Alltag stellt, sind relativ schnell getroffen. Gerade jene, die wir alleine treffen können und deren Konsequenzen auch (vor allem) uns allein betreffen. Sobald aber andere mitmischen, wird die Sache komplizierter, oft lästig; die Qual der Wahl wird zur Wahl der Qual: Pest oder Cholera, was darf’s denn sein?
Egal, ob’s darum geht, den Bürgermeister des werten Heimatnests oder den Bundespräsidenten zum ersten, zweiten dritten Mal zu wählen, scheint – darf man dem kollektiven Gemurmel Glauben schenken – die einzig vernünftige Devise, nach der man das Kreuzerl setzen kann, die folgende zu sein:
„SIND EH ALLE FAST GLEICH DEPPERT.
NIMM DAS KLEINERE ÜBEL.“
Das machen dann einige: das ihrer Meinung nach kleinere Übel wählen. Die anderen hören nur raus, dass irgendwie alle zur Wahl Stehenden deppert zu sein scheinen und verzichten daher gleich ganz auf ihr Wahlrecht.
Pathologisch
Die Pathologie beschäftigt sich mit der Beschreibung und Diagnose von krankhaften Vorgängen und scheint nicht nur ein wichtiges Teilgebiet der Medizin, sondern auch der Politik zu sein. Sobald nämlich Wahlen anstehen, wird von den Wählenden ausführlich diskutiert, wie krank die zur Wahl Stehenden seien, bis man sich am Ende demokratisch darauf geeinigt hat, dass die, deren Stimmen da am Wahlzettel stehen, überhaupt und sowieso personifizierte Krankheiten sind.
Das mag zum einen an wirklich unqualifizierten Stammtischpalawereien und Fake News liegen, zum anderen aber sicherlich auch daran, dass so manches, was an die Öffentlichkeit dringt, einfach nur peinlich ist. Wenn wirklich gute Arbeit geleistet wird und es nichts zu mosern gibt, wird natürlich nicht lang und breit darüber berichtet. Aber da die negativity bias nun mal funktioniert wie sie funktioniert, und die Menschen auf Skandalöses stehen, wird eben eher lauthals darüber berichtet, wenn jemand mal wieder einen Bock geschossen hat.
Und da die Gegenseiten scheinbar immer mehr interessiert daran sind, den Sch…eibenkleister, den die anderen fabrizieren zu betonen als die eigenen Leistungen hervorzuheben, bekommt man als Nicht-Involvierter – als Außenstehender, politisch mehr oder weniger Interessierter – eigentlich nur mit, wie die da angestrengt versuchen, sich gegenseitig die Arschkarte zuzuschieben. Und wenn vor lauter Böcken das Positive, das geleistet wird, dann wirklich komplett untergeht in der Berichterstattung oder dem, was da nach außen kommuniziert wird, resignieren die einen (Stichwort: geringe Wahlbeteiligung) und die anderen sind schlichtweg angefressen (Stichwort: Politikverdrossenheit). Und das zurecht.
Kindergarten und Kasperltheater
Dieses Kindergarten-Kasperltheater zieht sich durch die ganze politische Hierarchie, und ist – ja, soviel Kritik muss die ÖH nun wirklich einstecken können – auch auf unipolitischer Ebene zu beobachten. In Salzburg seit mehreren Jahren. Unglaublich schade daran ist (da ich in Salzburg studiere, kann, will und werde ich auch nur von meinen Beobachtungen bezüglich der ÖH Salzburg sprechen), dass wir Salzburger StudentInnen eigentlich das riesengroße Glück haben, viele unglaublich kompetente und engagierte Leute in der ÖH zu haben, die sich ehrenamtlich und teilweise wirklich unermüdlich dafür einsetzen, dass sich die Studienbedingungen in Salzburg weiterhin verbessern, Salzburg zu einer noch attraktiveren Studentenstadt wird und einem als Studierenden so manche Sorge abgenommen wird.
Der Umstand, dass private Zwists unter den ÖH-Mitgliedern öffentlich ausgetragen werden, die Fraktionen einander beinahe böswillig zu sabotieren scheinen und das studierende Volk immer öfter den Eindruck gewinnt, einigen VertreterInnen gehe es wirklich nur noch darum, sich selbst zu profilieren und den eigenen Selbstdarstellungsdrang zu befriedigen, wirft einfach kein gutes Licht auf die ÖH, vor deren Arbeit man eigentlich den Hut ziehen müsste.
Miteinander statt gegeneinander. Oder so.
Um zum Kindergarten zurückzukommen: bereits da wird einem von der Kindergartentante (in Zukunft hoffentlich auch häufiger von männlichen Erziehern) beigebracht, dass man miteinander mehr erreichen kann und ein Kompromiss manches Mal doch zu besseren Ergebnissen führt, als mit dem Kopf durch die Wand zu rennen.
Liebe ÖH-Mitglieder: teilt eure Pausenbrote endlich miteinander (na, ist das nicht herrliches Kopfkino?) und überlegt euch nochmal, ob es nicht vielleicht doch klüger ist, das Kriegsbeil zu begraben und sich wieder auf das zu konzentrieren, was ihr eigentlich verteufelt gut könnt: geniale Arbeit für die StudentInnen in Salzburg zu leisten.
Liebe WählerInnen: Wenn ihr euch unsicher seid, wo ihr bei der kommenden Wahl euer Kreuzerl setzen sollt, informiert euch, quatscht mit den ÖH-Menschen, zeigt Interesse. Ihr gestaltet Salzburg mit, das sollte euch nicht egal sein.
Anmerkung: Die Profilbilder und Namen zu schwärzen, war eine Entscheidung der Autorin.