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StudienvertreterInnen investieren viel Zeit und Nerven in ihre ehrenamtliche Arbeit. Sie beraten Studierende, engagieren sich in universitären Gremien und tragen mit der Organisation von Veranstaltungen zu einem lebendigen Uni-Leben bei. An der Uni Salzburg haben sie es dabei nicht immer leicht. 

Von Christoph Würflinger

Im vergangenen Jahr wurde im Haus für Gesellschaftswissenschaften am Rudolfskai, in dem die Fachbereiche Geschichte, Kommunikationswissenschaft und Politikwissenschaft/Soziologie untergebracht sind, ein neues Schließsystem installiert. Die alten Schlüssel wurden gegen ein modernes Chip-System ausgetauscht, das es leichter macht, den Zugang zu Räumen zu erteilen bzw. wieder zu entziehen. Unter den Bediensteten am Rudolfskai wird gemunkelt, es werde so auch die Anwesenheit kontrolliert, aber dabei kann es sich selbstverständlich nur um üble  Gerüchte handeln. Im Frühjahr 2019 wurden die Fachbereiche auf die Umstellung vorbereitet, im September wurde diese umgesetzt. Der Austausch ging für die Bediensteten weitgehend reibungslos über die Bühne.

Im Zuge dieser Änderungen hatte man offensichtlich auch beschlossen, den ewigen QuerulantInnen in den Studienvertretungen der Geswi, mit denen die Universitätsverwaltung bereits seit Jahren im Clinch liegt, eines auszuwischen: Sie konnten nun ab Ende September das Gebäude nicht mehr außerhalb der Hausöffnungszeiten betreten, weil sie noch die alten Schlüssel hatten. Eine untragbare Situation, denn die STVen sind darauf angewiesen, beispielsweise an Samstagen Großeinkäufe für Veranstaltungen zu erledigen. Mitunter müssen auch Sitzungen und Besprechungen am Abend oder am Wochenende stattfinden. Heftige Proteste waren die Folge.Reagiert hat die Uni glücklicherweise schnell: Schon Mitte Dezember (!) wurden auch die Schlösser der STV-Büros ausgetauscht. Macht also in Summe nur zweieinhalb Monate, in denen die STVen nicht ordentlich arbeiten konnten. Die nächste organisatorische Glanzleistung war es allerdings, die STVen darüber nicht zu informieren. In einer Nacht- und Nebelaktion wurde in den frühen Morgenstunden einfach das neue Schließsystem montiert. Wären nicht zufälligerweise fleißige StudienvertreterInnen schon um 8 Uhr morgens im Büro aufgetaucht, hätten an diesem Tag wohl die Beratungszeiten entfallen müssen.

In einer Nacht- und Nebelaktion wurde einfach das neue Schließsystem montiert

Und es wäre nicht die Uni Salzburg, wenn die Geschichte hier schon zu Ende wäre. Als besondere Überraschung hat sich die Verwaltung überlegt, nur mehr den gewählten MandatarInnen Chips auszuhändigen und den Zugang außerhalb der Öffnungszeiten überhaupt auf die jeweiligen STV-Vorsitzenden zu beschränken. Zur Erklärung: Je nach Anzahl der Studierenden umfasst eine STV drei oder fünf gewählte MandatarInnen; weil damit natürlich kein sinnvoller STV-Betrieb aufrecht erhalten werden kann, werden diese von einer unbestimmten Anzahl an “SachbearbeiterInnen” verstärkt. Im Schnitt umfasst eine Studienvertretung wohl um die zehn Personen.

Während man direkt an den Fachbereichen Verständnis dafür hat, dass diese Situation untragbar ist, ist man weiter oben in der universitären Nahrungskette gegenüber den Bedürfnissen der StudienvertreterInnen offenbar nicht so aufgeschlossen. Diese mussten sich mit der zuständigen Vizerektorin Barbara Romauer auf den (faulen) Kompromiss einigen, dass zusätzlich zu den Chips für die MandatarInnen drei zusätzliche Chips ausgegeben werden.

Und als wäre es noch nicht absurd genug, wegen ein paar Plastikchips ein derartiges Theater zu veranstalten, geht die Geschichte noch weiter. Anfang März berichtete ein Studienvertreter, ihm sei von der Wirtschaftsabteilung der Uni der Chip verweigert worden. “Nur Mandatare” habe es dort geheißen. Geht das Spielchen etwa von Neuem los?

Die Universität sollte ehrenamtliches Engagement wertschätzen

Die Universität sollte sich in Zeiten der Studienplatzfinanzierung und einer drohenden 5-Millionen-Euro-Rückzahlung genauestens überlegen, ob es nicht schlau wäre, mit den StudienvertreterInnen zu kooperieren anstatt sie zu vergraulen. Sie beraten Studierende, Studieninteressierte und StudienanfängerInnen; sie bringen sich in den Gremien bei der Erstellung von Studienplänen ein und sorgen dafür, dass diese auch studierbar sind; sie tragen mit ihren Veranstaltungen dazu bei, dass es in Salzburg wenigstens einen Hauch von Studi-Kultur gibt; und sie machen das Ganze unbezahlt. Die Universität sollte dieses ehrenamtliche Engagement wertschätzen und derartige Pflanzereien schnellstens unterbinden.

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