Wenn im Rock-House alle schwarz tragen, und trotzdem während minutenlangen atmosphärischen Crescendi mehrheitlich geschwiegen wird, dann weiß man, welche Stunde geschlagen hat. Konzertbericht von Carlos P. Reinelt
Neben den Vorgängern Neurosis und Isis (der Band, nicht den Terroristen) gehört Amenra zu den hellsten Sternen des Post-Metal-Himmels. Und mit Neurosis zum einzigen, der noch nicht erloschen ist. Umso erfrischender ist es, wenn es ein solcher Act mal nach Salzburg schafft.
Gebucht wurde trotzdem nur die Rockhouse-Bar. Und will man der Facebook-Seite vertrauen, wurde sich im Vorhinein nicht wirklich um die Karten gerissen. Dennoch: Am Abend ist die Bar voll, sehr voll. Zufälligerweise trage ich nach einem langen Uni-Tag ein unbeschriftetes, schwarzes Shirt und dünke erstaunlich assimiliert. Aber alles nur nebensächlich.
Bevor Amenra (in ihrem Namen steckt Amen, Ra, und Ramen) auf die Bühne kommt wird es dunkel, sehr dunkel, und ein langes Sample beginnt. Sie lassen sich Zeit, bevor sie auf die Bühne kommen. Die ersten Reihen verstummen, hinten wird noch genuschelt, manche zischen Psssst! durch die Reihen. Aber vor allem die redseligen Bargäste scheinen davon unbeeindruckt. Spätestens als die düsteren Gitarrenwände einsetzen, kann man sie nicht mehr hören.
Amenra, die keine Lieder schreiben, sondern ganze Messen (Albumtitel: Mass I, Mass II …) verwandeln in einer Mischung aus Drone, Post, Doom und Pink Floyd auf Heroinentzug das Rockhouse in eine atmosphärische Stätte. Leise klagender Weltschmerz wechselt sich mit brachialen Ausbrüchen ab.
Im Hintergrund laufen Schwarz-Weiß-Projektionen, aber das scheint die meisten Besucher nicht zu kümmern. Entweder sie stehen mit geschlossenen Augen da, oder wippen in Wong Kar-Wai’scher Slow Motion zu den tiefen Wellen.