Am Mittwoch den 13. Februar fand die Heimpremiere des lang erwarteten Dokumentarfilms über Martin Habacher, dem, wie er sich selbst nannte, “kleinsten Youtubers der Welt” statt. Zahlreiche Besucher*innen und Wegbegleiter*innen waren ins Wiener Filmcasino gekommen um das visuelle Portrait des Influencers zu sehen, aber auch um Abschied zu nehmen. Bald wird der Film auch in Salzburg gezeigt.
Von Hannah Wahl
Martin Habacher ist wohl das, was man eine “Rampensau” nennt: Ob online auf Youtube, Facebook, Instagram oder offline bei Veranstaltungen wie der integra, Österreichs größte Messe rund um Pflege, Therapie, Betreuung und Rehabilitation, er fiel auf – und nicht nur durch seine schneidige Art seinen Rollstuhl zu fahren. Eine ordentliche Portion Humor und eine ebenso große Menge Hartnäckigkeit und Schlagfertigkeit zeichneten Martin Habacher, in der Social-Media-Welt als “mabacher” unterwegs, aus. Seine Barrierefrei-Tests auf Youtube oder seinen Erzählungen von Kindheit und Jugend machen eines ist klar: mabacher nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht auch über vermeintliche Tabu-Themen im Kontext mit Behinderungen wie etwa Partnerschaft und Sexualität.
“Zwerg, Liliputaner oder normaler Mensch?”
“Was bist du? Ein Zwerg ein Liliputaner oder ein normaler Mensch?” Es sind Fragen wie diese, die Martin Habacher schockierten. Mit Nachdruck setzte er sich gegen Diskriminierung und für die Achtung und Umsetzung der Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. Seinen Humor hat er dabei nie verloren. Das macht auch der Film mabacher – #ungebrochen deutlich. Es ist das Portrait eines unbeirrbaren, selbstbewussten und willensstarken Aktivisten, der unermüdlich aufzeigte, dass Inklusion mehr als eine Worthülse sein muss. Er selbst findet dafür diese Worte: “Ich will diesen Mythos brechen und zeigen, im Prinzip ist er auch nicht viel anders als ich – nur ein bisschen kürzer und sitzt den ganzen Tag herum, auf seinem faulen Arsch.”
“Ich bin der Größte, Bitches!”
Auch heute noch dominiert die stereotype Darstellung von Menschen mit Behinderungen in allen Medien, seien es Zeitungsartikel, Spielfilme oder Spendengalas. Umso wichtiger, dass mit mabacher – #ungebrochen ein Portrait auf Augenhöhe geschaffen wurde, das sich vom weit verbreiteten mitleidigen Blick auf Menschen mit Behinderungen distanziert. Der vielfach ausgezeichnete Independentfilm gewährt persönliche Einblicke in Martin Habachers Leben und beseitigt damit so manche Vorurteile und Barrieren in unseren Köpfen.
Dass für die Produktion nur wenig Geld zur Verfügung stand, sieht man mabacher – #ungebrochen keineswegs an. Gekonnte Kameraführung und die von Victor Gangl komponierte Musik runden den stimmigen Dokumentarfilm ab.
Trauer um Aktivisten
Überschattet wurde der Kinostart vom unerwarteten Ableben Martin Habachers. Am 21. Jänner 2019 erfuhr die Öffentlichkeit durch eine Facebook-Meldung von Regisseur Stefan Wolner und seinem Team von der traurigen Nachricht. “Jeden Film, den man macht, ist ein Teil von einem selbst… so ist auch Martin ein Teil von mir geworden und natürlich auch von der gesamten MABACHER Crew. Es war für alle eines der größten Erlebnisse, diesen Film gemeinsam mit Martin zu machen. Er zeigte uns neue Perspektiven und befreite uns von vielen Vorurteilen – oft durch seine offene und brutale, humorvolle Art.”, so Wolner.
“Ich glaube, dass ich sehr zerbrochen zur Welt gekommen bin”
“Ich glaube, dass ich sehr zerbrochen zur Welt gekommen bin”, sagt der 41-jährige. Dass er einmal überhaupt so alt werden sollte, hatten die Ärzte vor seiner Geburt schon ausgeschlossen. Martin Habacher wurde mit sogenannten Glasknochen geboren, weshalb Krankenhausaufenthalte von Beginn an zu seinem Leben gehörten. Im Film erzählt sein “persönlicher Gipser” wie Martin Habacher sich bei der Nachsorge eines verheilten Bruchs, gleich einen erneuten Bruch zuzog. Inklusions-Aktivist mabacher war dennoch #ungebrochen.