Die letzten Jahre dominieren dank Netflix, Amazon Prime und weiteren On-Demand-Anbietern Serien das kulturelle Geschehen. So wichtig und toll das serielle Erzählen sein kann, ist es doch nach wie vor eine Kunst, im Rahmen von 90 bis 120 Minuten (in Ausnahmen auch länger) eine fesselnde Geschichte zu erzählen, Charaktere zu erschaffen, mit denen man mitfühlen will, und eine packende Bildsprache zu kreieren. Seit Beginn der Filmkunst durch die Gebrüder Lumière hat sich einiges getan: Nachdem der Schreck des Publikums ob einer auf der Leinwand einfahrenden Eisenbahn sich gelegt hatte, entwickelte sich das Medium Film vielfältig weiter. Sei es durch technische Bedingungen oder kulturelle Einflüsse, verschiedene Schauspieltheorien oder historisch relevante Themen: Jede Epoche hat unterschiedliche, facettenreiche und begeisternde Perlen hervorgebracht.
Beginnend mit dieser Ausgabe der uni:press präsentieren wir euch eine Auswahl an Filmen, die man gesehen haben sollte: Nicht alle davon sind vergessene Klassiker, nicht alle davon sind geheime Filmtipps, von denen ihr noch nie gehört habt. Alle haben allerdings das Prädikat “unbedingt empfehlenswert”.
Von Hannah Wahl und Bernhard Landkammer
- Buena Vista Social Club
Mit “Buena Vista Social Club” (1999) hat der deutsche Regisseur Wim Wenders einen berührenden und mitreißenden Dokumentarfilm geschaffen, der hier, besonders als Empfehlung für heiße Sommernächte, Platz finden soll. Er erzählt die Geschichte des gleichnamigen kubanischen Musikprojekts, das mit seinem Album zuvor einen Grammy abräumte. Nach diesem Erfolg plante Ry Cooder ein Soloalbum mit Sänger Ibrahim Ferrer und brachte dazu gleich den deutschen Regisseur mit auf die Karibikinsel. Auch wenn die KünstlerInnen in Kuba keineswegs “vergessen” waren, wie suggeriert wird, und die klischeebehaftete Sicht auf Kuba den Film beeinflusst, verdient er es, gesehen zu werden. Die Erzählungen der kubanischen Originale über ihren musikalischen Werdegang sowie die immer wieder eingespielten Konzertmitschnitte lassen den Zuseher in die Welt der lateinamerikanischen Rhythmen und Romantik eintauchen.
- M – Eine Stadt sucht einen Mörder
Im deutschen Kino der Weimarer Republik sticht Fritz Lang mit einer Vielzahl an wegweisenden Filmen heraus. Sein Film “M – Eine Stadt sucht einen Mörder” (1931) gilt als einer der besten Filme aller Zeiten. Mit eindringlichen Bildern und vor allem für die Zeit ungewöhnlich experimentellen Kameraeinstellungen zieht die Suche nach einem Kindermörder die ZuseherInnen über zwei Stunden in ihren Bann. Dabei werden sowohl der Blickwinkel und die Methoden der Polizei als auch die der Verbrecher eindringlich dargestellt. Die darin verhandelten Themen der psychischen Veranlagung, gesellschaftlicher Verleumdungen und der Selbstjustiz machen “M” auch mehr als 80 Jahre nach seiner Veröffentlichung schockierend aktuell.
Hier gehts zum kompletten Film.
- Angel Heart
Die Bibel und ihre Geschichten faszinieren auch Ungläubige bis heute. Gern tauchen der personifizierte Teufel und andere “Bekannte” auch im ein oder anderen Science-Fiction- oder Fantasy-Film auf. So auch im US-amerikanischen Mysteryfilm “Angel Heart” aus dem Jahr 1987. Der von einem jungen Mickey Rourke verkörperte Privatdetektiv Harry Angel verdient sein Geld vor allem mit der Beschattung untreuer Ehepartner. Als ihm für das Aufspüren eines Musikers viel Geld versprochen wird, nimmt er den vermeintlich ungefährlichen Fall an. Dass ihn sein Auftraggeber, ein bärtiger Robert Di Niro mit langen Fingernägeln und dickem Pentagramm-Ring. auf einen albtraumhaften Trip schickt, ahnt er noch nicht. Zugegeben, in einer kurzen Vorstellung kann der Film relativ platt klingen, wir versprechen aber einen spannenden Psychothriller, der auch auf filmtechnischer Ebene mit experimentellen Elementen besticht.
- Frankenstein Junior
Mel Brooks hat sich in seinem Werk oft an literarischen und filmischen Klassikern orientiert, und diesen ein komisches, oft auch albernes Äquivalent zur Seite gestellt. Die Ergebnisse sind dabei nie verletzend, sondern stellen eine tiefe Verbeugung vor den Originalen dar. Mit “Frankenstein Junior” ist ihm dabei 1974 ein Klassiker des albernen Kinos gelungen. Dem großartigen Gene Wilder als Enkel des legendären Victor Frankenstein (oder besser: Fronkensteen) wird von Marty Feldman als verschrobener und einfältiger Igor regelmäßig die Schau gestohlen. Bewusst übertriebene und gewollt platte Wortwitze, die vornehmlich im englischen Originalton funktionieren, vereinen sich mit schon fast dadaistischen Slapstick-Passagen, was gleichzeitig Zitate-Futter für Generationen abwirft.