Skip to main content
14678xl

(c) Christian Benesch

Von experimentellen, elektronischen, erregenden Eerie-Pop, der jegliche Genregrenzen sprengt und die Frage aufwirft, was bleibt vom Menschen als evolutionäre Speerspitze, wenn sich jedeR dieser Rolle überdrüssig ist.

Von Christoph Mödlhamer

Nach viel zu langer, dreijähriger Wartezeit beehrte Mile Me Deaf endlich erneut Salzburg. Während 2015 im Rockhouse mit kompletter Band aufgespielt wurde, besann sich Mile Me Deaf-Mastermind Wolfgang Möstl auf die Wurzeln seines vor 15 Jahren ins Leben gerufenen Musikprojektes und war Solo unterwegs. Wurde damals der Eerie-Pop noch mittels Gitarren, Schlagzeug, Bass und Synths in Lo-Fi-Tradition dargeboten, so wird in den aktuellen Nummern auf „Alien Age“ und „Light Ltd.“ (beide 2017) den musikalischen Versatzstücken – den Samples – gehuldigt.

In unterschiedlichsten Formen und Gestalten daherkommend, beliebig verschieb- und kombinierbar, bildet Möstl aus diesen Samples in Verbindung mit seinem mal verzerrten, mal klaren Gesang und aufregenden Visuals ein mitreißendes, Genregrenzen sprengendes Soundgeflecht. Ein Klangteppich, der umso beeindruckender ist, wenn bedacht wird, dass hier nur ein Mensch auf der Bühne steht; in diesem Fall ein Multitasking-Tausendsassa. Ein kurzer Blick auf seinen Operating-Table gibt Aufschluss darüber, woher die perfekt miteinander verwobenen Klänge kommen. Gitarren, Mehrere Samplepads, Synths, Regler, Mikrophone sowie ein alter Kassettenradio samt Tapes sind im Dauereinsatz. Bei einer derartigen Vielfalt an zu bedienenden Geräten wirkt es fast so, als erwuchs Möstl in seiner Verwandlung zu Mile Me Deaf gleich ein zusätzliches Paar Arme.

Diese Umtriebigkeit auf der Bühne schlug sich gleichermaßen im Publikum nieder, das wenige Minuten nach Auftrittbeginn nicht mehr still stehen konnte. „Einfach bezaubernd. Super Sound und krasse Visuals“, resümiert Lisa* (25), Dauerstudentin aus Salzburg das Dargebotene. Und auch Wolfgang Möstl selbst, aka Mile Me Deaf hielt damit nicht hinterm Berg, wie viel Spaß ihm der Auftritt im Roten Salon No. 112 der ARGE machte: „Das ist mein erstes Konzert 2018 und es war super! Ich hab‘ echt nicht mit einem so euphorischen und motivierten Publikum an einem Donnerstagabend gerechnet“. Dieser Enthusiasmus der ZuseherInnen wurde mit drei – wie er der uni:press verriet – außerplanmäßigen Zugaben honoriert, darunter eine heruntergedrehte Vaporwave-Interpretation einer Super Mario 64 Power-Up-Melodie. Für 2018 plant Möstl einige Auftritte seiner anderen Band Melt Downer sowie mit Clara Luzia und auch Mile Me Deaf als Quartett mit Gitarren, Schlagzeug und Bass dürfte wieder auf der Bühne zu sehen sein.

Opener des Abends waren Dazed Pilots aus Salzburg/Linz, die einen erfrischenden Mix aus Punk, Glam, Garage und Blues ablieferten. Normalerweise als Schlagzeug-Gitarren-Duo unterwegs, holten sie sich für diesen Auftritt Verstärkung am Bass. Eine gute Entscheidung für die Live-Situation, denn der treibende Bass verlieh den Songs zusätzliche Tiefe und Schub. Die charakteristische Stimme, gepaart mit dreckigem Punk- und Garage-Sound ließ einen schnell an Genregrößen der 70/80er, wie The Fall oder New York Dolls denken. 2018 steht bei den Dazed Pilots ein neues Album an – man darf also gespannt sein.

Fünf Sterne.

* Name auf Wunsch von der Redaktion geändert.

http://milemedeaf.bandcamp.com/

http://soundcloud.com/dazed-pilots/

Hinterlasse ein Kommentar

Skip to content