Seit dem Wintersemester 2010/11 bietet das Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg das österreichweit einzigartige Masterstudium Jüdische Kulturgeschichte an.
Gegenstand des Studiums ist die jüdische Kulturgeschichte von der Antike bis in die Gegenwart, die unter historischer, kultur- und literaturwissenschaftlicher, judaistischer und religionsgeschichtlicher Perspektive betrachtet wird. Besondere Schwerpunkte des Studiums sind: Konzepte der jüdischen Religion, jüdische Literaturen, jüdische Geschichte, epochenübergreifende Fragen jüdischer Identitäten sowie die Thematik der Antisemitismus- und Genozidforschung, verbunden mit Fragen der Erinnerungspolitik. Sprachkompetenzen in Modernem Hebräisch und Jiddisch sind obligatorischer Teil des Studiums. Die Regelstudienzeit beträgt vier Semester, es umfasst 120 ECTS-Anrechnungspunkte und den AbsolventInnen wird der akademische Grad „Master of Arts“ verliehen. Soweit die graue Theorie des Curriculums.
Muss man eine Laufbahn als RabbinerIn anstreben,
damit das Studium „Sinn macht“?
Wer soll nun aber mit diesem Studienangebot erreicht werden? Muss man jüdisch sein, um das Masterstudium Jüdische Kulturgeschichte studieren zu „dürfen“? Oder muss man gar eine Laufbahn als Rabbiner/Rabbinerin anstreben, damit das Studium „Sinn macht“? Tatsächlich werden die Studierenden des Masterstudiums Jüdische Kulturgeschichte von Zeit zu Zeit mit derartigen Fragen konfrontiert. Sie sind meist Ausdruck der Neugier darauf, was sich hinter diesem noch jungen Fach verbirgt.
Selbstverständlich spielt die Herkunft oder Religion keine Rolle – die Themen des Studiums gehen schließlich alle etwas an! Sie sind mitten in der Geschichte und Kultur Europas angesiedelt und haben darüber hinaus oft eine globale Perspektive. Jüdische Religion gehört ganz wesentlich dazu; da geht es um religionsgeschichtliches Faktenwissen, um Formen gegenwärtig gelebten Judentums und um die Wechselwirkungen und Spannungen, die zwischen Religion und anderen gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen entstehen können. Ein Rabbinerseminar würde konkret für die Tätigkeit in einer jüdischen Gemeinde qualifizieren, im Masterstudium Jüdische Kulturgeschichte gibt es keinen solchen vorgegebenen Rahmen, der Zugang zu den Themen ist insofern offener und vielfältiger.
Bereitschaft zum interdisziplinären Denken und Arbeiten
Ein ganz zentrales Merkmal des Masterstudiums Jüdische Kulturgeschichte ist seine Interdisziplinarität. Die Fähigkeit und Bereitschaft zum interdisziplinären Denken und Arbeiten wird jedoch nicht nur den Studierenden abverlangt, sondern auch von den Lehrenden praktiziert. Dabei ist der große Stellenwert der Interdisziplinarität kein Selbstzweck, sondern Notwendigkeit, um ein so vielschichtiges Forschungsgebiet wie die Jüdische Kulturgeschichte sowie einen kompetenten Zugang zu den – oft fremdbestimmten – Diskursen über „das Jüdische“ darstellen, erforschen und lehren zu können.
Konkret bedeutet das, dass neben Lehrveranstaltungen, die das Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte anbietet, auch solche aus anderen Fächern wie Germanistik, Geschichte oder Theologie besucht und angerechnet werden können, sofern sie einen Bezug zum Judentum haben. Eine Liste der anrechenbaren Kurse wird den Studierenden jedes Semester zur Verfügung gestellt. Ein praktischer Nebeneffekt für die Studierenden ist, dass viele Lehrveranstaltungen auch für andere Masterstudien (z. B. Germanistik oder Geschichte) anrechenbar sind, weshalb viele auch ein zweites Masterstudium absolvieren.
Wer das Masterstudium Jüdische Kulturgeschichte beginnen will, muss zwei Anforderungen erfüllen: Erstens erfordert das Studium ein erhöhtes historisches, kultur- und religionswissenschaftliches Interesse. Zweitens ist der Abschluss eines facheinschlägigen Bachelor-, Diplom-, Master- oder Lehramtsstudiums Zulassungsvoraussetzung. Als facheinschlägig gelten dabei alle geistes-, kultur- und gesellschaftswissenschaftlichen, rechtswissenschaftlichen und theologischen Studienabschlüsse.
„Und, was macht man damit?“
Das ist eine weitere Frage, die unseren Studierenden häufig gestellt wird. Die Antwort ist erfreulich: Viel! AbsolventInnen des Masterstudiums Jüdische Kulturgeschichte stehen verschiedene Laufbahnen offen, z. B. in der Wissenschaft, im Bildungsbereich generell, in Museen, Gedenkstätten, Bibliotheken, Archiven oder den Medien.
Univ. Prof. Dr. Susanne Plietzsch (Leiterin des Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte)
susanne.plietzsch@sbg.ac.at
Alle Interessierten sind am Mittwoch, 21.06.2017 ab 18:00 Uhr (Unipark Nonntal; Hörsaal 1.006) sehr herzlich zum Informationsabend eingeladen:
„MASTERSTUDIUM JÜDISCHE KULTURGESCHICHTE“.