Fordernde Zeiten gehören zum Unialltag gehören, besonders in der Prüfungszeit. Doch die Pandemie hat den Druck auf Studierende auf vielfältige Weise erhöht. Im folgenden Text werde ich zum einen meine persönlichen Erfahrungen als Student seit Beginn der Covid 19 Pandemie Revue passieren lassen und zum anderen auf die generellen ökonomischen und psychischen Probleme, welche die Pandemie für viele Studierende mit sich brachte, eingehen
Markus Stöckl
Im März ist es zwei Jahre her, dass ich in einer Lehrveranstaltung im Unipark saß und mein Sitznachbar mit italienischem Background nervös die Onlineausgaben der österreichischen Tageszeitungen überflog. Er musste feststellen, dass er vielleicht keine Möglichkeit mehr, hat seine Familie in Italien zu besuchen, da eine Grenzschließung aufgrund der verheerenden Corona-Situation in Teilen Italiens bevorstand. Generell war eine gewisse Unsicherheit spürbar, immerhin hatten sich die Ereignisse in den letzten Tagen überschlagen. Als ich mich nach der Lehrveranstaltung dann auf den Heimweg machte, sah ich beim Checken der aktuellen Nachrichten im Bus, dass die Universitäten in Österreich von nun an geschlossen sind. Zwar war mir der Ernst der Lage bewusst, doch ich muss gestehen, dass ich anfangs durchaus froh war über eine gewisse Entschleunigung des Alltags, die der erste Lockdown mit sich brachte. Damals war noch keine Rede von regelmäßigen Onlinemeetings, nur die wenigsten Vortragenden konnten sich so schnell mit der neuen Situation arrangieren. Nun, fast zwei Jahre später, haben wohl alle Studierenden genug von der Entschleunigung und vom Zuhausebleiben; zumindest geht es mir so.
Die Pandemie hat einen großen Teil der Studierenden in schwierige Lebenssituationen gebracht. Das betrifft die Isolierung, die die Einschränkung des sozialen Lebens, des Studiums, aber auch der Sportvereine, des Nachtlebens oder generell der Veranstaltungen im größeren Rahmen mit sich brachte. Doch auch auf der finanziellen Ebene wurden viele Menschen hart getroffen, auch Studierende. Immerhin benötigen nicht wenige Studierende Nebenjobs, um sich das Studieren bzw. das Wohnen überhaupt leisten zu können und viele Branchen, denen klassische StudentInnenjobs zuzurechnen sind, waren hart von der Krise betroffen, beispielsweise die Gastronomie oder der Einzelhandel. Ich kenne einige StudienkollegInnen, die es aufgrund der Situation vorzogen, wieder zu den Eltern zu ziehen, da eine eigene Wohnung oder WG einfach nicht mehr leistbar war. Generell lässt sich sagen, dass im Zuge der Krise eine verstärkte Verteilung des Wohlstands nach oben stattgefunden hat. Während Milliardäre in der Pandemie noch reicher wurden, sind die ärmeren Bevölkerungsschichten die großen Verlierer der Krise. Aus dem aktuellen Oxfam-Ungleichheitsbericht vom Jänner 2022 geht hervor, dass die zehn reichsten Menschen weltweit ihr Vermögen sogar verdoppelt haben, die Krise gleicht für Milliardäre einem Goldrausch.
Sieht man von den Begleiterscheinungen der Krisenbewältigung ab, ist der Alltag an der Universität nicht mehr derselbe. Als mit Beginn des Wintersemesters erstmals wieder ein Besuch der Universitäten möglich war, ist mir erst bewusstgeworden, wie sehr ich diesen Universitätsalltag mit allem was dazugehört, wie den privaten Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen oder den Vorträgen und Diskussionen, welche in Präsenz einfach besser funktionieren als in einer Onlinesitzung, vermisst habe. Umso größer war die Enttäuschung, als es dann doch recht schnell wieder vorbei war mit dem Präsenzunterricht. Es ist klar, dass wir nur als solidarische Gesellschaft diese Krise überwinden können, was bedeutet, dass alle mitziehen müssen und auch die eigenen Befindlichkeiten zurückschrauben müssen, um als Kollektiv diese schwere Zeit irgendwann hinter uns lassen können. Wobei hier auch gesagt werden muss, dass die Hauptlast von der arbeitenden Bevölkerung getragen wird, was im Angesicht der Vermögensverteilung ein Wahnsinn ist. Make the rich pay for Covid!
Mittlerweile vermisst man den alten Universitätsalltag immer mehr, doch vor allem für Studierende, die in den letzten Semestern begonnen haben zu studieren, stelle ich mir die Situation besonders schwer vor. Abgesehen von den Freundschaften und Gesprächen, die im Laufe meiner bisherigen Studienzeit entstanden sind, haben mir die persönlichen Bekanntschaften auch beim Bewältigen des Studiums geholfen. Wie oft hat man von befreundeten Studierenden beispielsweise erfahren, welche Lehrveranstaltungen man vorziehen sollte, wo man nützliche Unterlagen findet oder welche Vortragenden empfehlenswert sind? Auch der Austausch von Lernunterlagen oder das gemeinsame Lernen war für mich immer eine große Unterstützung. Ich denke, dass das Knüpfen von Kontakten in der Onlinelehre viel schwieriger geworden ist, was besonders für introvertierte Personen ein großes Problem darstellen kann. Meiner Meinung nach wird man von der Universität mit dieser Situation alleine gelassen, es gibt viel zu wenig Angebote, um dem entgegenzuwirken. Denn auch wenn man sich als Universität solidarisch zeigt und die Einschränkungen mitträgt, kann man trotzdem Energie aufwenden um Alternativen zu finden, wie beispielweise vermehrtes Onlinesprechstundenangebot, psychologische Beratung oder Onlineplattformen zum Austausch unter der Studierenden.
Man muss an dieser Stelle sagen, dass es viele engagierte Vortragende gibt, die wirklich sehr viel aus den Möglichkeiten der Onlinelehre rausholen und beispielsweise auch ihre private Zeit für Sprechstunden zur Verfügung stellen. Das Problem hierbei ist jedoch, dass dies eben vom „Goodwill“ der jeweiligen Vortragenden abhängig ist und es grundsätzlich keine Verpflichtung gibt. Was meiner Meinung nach wirklich fehlt, ist eine Onlineplattform, die zum gegenseitigen Austausch unter Studierenden genutzt werden kann. Zwar gibt es die Studo-App, die in Ansätzen eine solche Funktion erfüllt, jedoch sind hier längst nicht alle Studierenden registriert. Es sollte hierfür ein Tool geben, welches im PLUS Online integriert ist, so etwas kann auch in der Zeit nach der Pandemie von Nutzen sein.
Da ich mich schon in einem fortgeschrittenen Zeitpunkt meines Studiums befinde, bin ich mir sicher, dass ich die restliche Studienzeit auch mit diesen Einschränkungen noch meistern werde. Jedoch wünsche ich mir für alle zukünftigen Studierenden und vor allem für jene, die in den letzten beiden Jahren begonnen haben, dass sie den Unialltag bald auch von einer anderen Seite kennenlernen, so wie es bei mir der Fall war. Dazu gehören spannende Diskussionen in der Uni, das Knüpfen von Freundschaften mit den Mitstudierenden und auch mal wieder Feiern gehen, wenn man eine Prüfung geschafft hat oder einfach nur, wenn wieder Mittwoch ist.