In dieser Filmschmankerl-Ausgabe präsentieren wir euch vier ausgewählte Filme aus dem Horror-Subgrenre des Zombiefilms. Zombiefilme haben heute meist nicht das beste Image, dennoch sind sie mehr als nur Gewalt, Blut und Schockmomente. So kam es auch zur Vermischung mit dem Genre der Komödie, was auf den ersten Blick unversöhnlich wirkt. Es werden genau diese Grundthematiken ins Komische verschoben und schaffen so ganz neue Narrative. Das Thema des körperlichen Verfalls, der mit den Zombie- und Untotenfilmen jeder Epoche einhergeht, fasziniert und inspiriert Filmemacher*innen schon seit Anbeginn.
Bernhard Landkammer und Hannah Wahl
Anna und die Apokalypse [engl. Original: Anna and the Apocalypse] (GB, 2017)
Metaphoriken, Medienkritik, Gesellschaftskritik, Konsumkritik – Zombiefilme zeichnen sich fast immer durch einen dieser Aspekte aus. Deswegen tauchen sie in dieser Kritik diverse Male auf – ebenso wie das Schlagwort „Buffy“. Wie auch die Vampirjägerin in Sunnydale, stellt „Anna und die Apokalypse“ das High-School-Leben, den Wunsch der Flucht aus der Kleinstadt, unglückliche Liebe und den Umgang mit den eigenen Eltern ins Zentrum. Der Plan, ein Jahr durch Neuseeland zu reisen, wird Anna durch eine Zombieinvasion zunichtegemacht. Inmitten des Chaos stellt sie sich mit einigen Schulkolleg*innen gegen die untoten Toten, um ihren Vater aus der Schule vor einem größenwahnsinnigen Rektor und dem sicheren Tod zu retten. Das Besondere: Der Film ist als Musical quietschbunt und in Zuckerguss-Optik inszeniert. Die Popsongs gehen sofort ins Ohr und die Tanzchoregrafien inmitten von Gedärmen und abgetrennten Gliedmaßen – der Film spart nicht an Gore-Momenten – bleiben definitiv in Erinnerung. Und gleichzeitig ist der Umgang mit Verlust, auch der eigenen Jugend, so treffend umgesetzt wie selten.
The White Zombie (USA 1932)
Der Horrorfilm von Victor Halperin aus dem Jahr 1932 gilt als der erste richtige Zombiefilm der Filmgeschichte und hat schon allein deswegen unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Aber zunächst zum Inhalt: Das junge Paar Madeleine und Neil will sich auf einer Plantage auf Haiti das Ja-Wort geben. Ihr Besitzer, ein reicher Mann namens Beaumont will die Braut jedoch für sich haben, sie lässt sich jedoch nicht auf ihn ein. Daraufhin sucht Charles Beaumont den Mühlenbesitzer Legrende auf, der Untote – er nennt sie “angels of death” – versklavt und für sich schuften lässt. Der Voodoo-Master scheint eindeutig Ahnung von der Materie zu haben und erscheint für den gekränkten Beaumont zunächst als Retter. Der Schwarz-Weiß-Streifen ist voller gruseliger Close-ups von Legrende (Bela Lugosi), der mit seinen stechenden Augen – eindeutig ein wiederkehrendes Filmmotiv – Zuseher*innen auch heute noch fesselt.
Für alle, die neugierig geworden sind: Der Film ist kostenlos als Vollversion im Internet zu finden.
Ein Zombie hing am Glockenseil [ital. Original: Paura nella città dei morti viventi] (Italien, 1980)
Wenige Regisseure stehen derart für das Konzept der Drastik wie Lucio Fulci. Auch wenn George Romero mit seinen Zombie-Filmen auf einer breiten gesellschaftlichen Ebene bekannter sein dürfte, genießen die Filme des italienischen Horror- und Gore-Meisters Kultstatus. Einer seiner bekanntesten, in Deutschland nach wie vor nicht ungeschnitten verfügbaren Filme, ist „Ein Zombie hing am Glockenseil“.
In „Buffy – The Vampire Slayer“ stellt sich heraus, dass Sunnydale auf einem Hellmouth gebaut wurde – gute 20 Jahre früher ist in „Ein Zombie hing am Glockenseil“ der Handlungsort Dunwich auf den Ruinen von Salem erbaut. Der Versuch eines Priesters, durch seinen Freitod die Zombieapokalypse über die Welt zu bringen, ist ein Paradebeispiel für Italo-Horror.
Die körnigen Bilder, das Overacting und die wacklige Kamera machen zunächst den Eindruck eines albernen B-Movies und lassen unzweifelhaft die 70er-Jahre erkennen. Wenn allerdings in nahezu unaushaltbaren Nahaufnahmen übertrieben lange verweste Leichen, das Erbrechen von Organen oder das Zerquetschen von Gehirnen ohne jede Form von Humor nahezu zelebriert wird, zeigt sich, wie die Zombies und ihre Jagd nach Lebenden metaphorisch eingesetzt werden.
One Cut of the Dead [jap. Original: One Cut Kamera wo tomeru na!] (Japan, 2017)
Das Zombiegenre war neben althergebrachten Topoi schon immer ein Ort, auch außergewöhnliche Formate einzusetzen. Dass das Genre zu Beginn kapitalismuskritisch war, vor allem im Klassiker „Dawn Of The Dead“, ist bekannt – „One Cut Of The Dead“ greift dieses Prinzip auf, geht allerdings medienkritisch in seiner Hommage an das Filmemachen heran.
Im Zentrum steht eine Filmcrew, die einen Zombiefilm in einer verlassenen Ruine dreht, und dann selbst Opfer eines Zombieangriffs des nach Authentizität dürstenden Regisseurs wird. Der Film selbst ist dabei als One Cut gedreht – und mehr über den Inhalt zu verraten, käme einem Sakrileg gleich. Die Horrorkomödie ist wirklich unglaublich komisch, der zweite Teil macht eine gänzlich neue Welt auf und das konsequente Durchbrechen der Vierten Wand ergeben einen der packendsten (Zombie-)Filme der letzten Jahre.